Bräunerstraße 2

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Das Gebäude

Ein Bild.

Bezirk
1., Innere Stadt
Aliasadressen
=Graben 14-15
=Habsburgergasse 1-1A
=Bräunerstraße 2
Konskriptionsnummer
vor 1862: 1133 (Arkadenhaus; Ecke Bräunerstraße 2) / 1134 (Zum goldenen Kopf, Teil B)
vor 1821: 1200, 1201
vor 1795: 1162, 1163
Baujahr
1874–1876 (Baubeginn 1873)
Architekten (Bau)
Otto Thienemann; Otto Wagner
Inhaltslizenz: CC-BY-SA 4.0

Der Grabenhof, ehemals Thienemannhof - Architektur und Geschichte

Das Gebäude, früher auch Thienemannhof genannt, wurde 1874-1876 nach Plänen von Otto Thienemann und Otto Wagner erbaut. (Baubeginn 1873) [1] Die genannten Baukosten betrugen 380.000 Gulden. [2]

Das denkmalgeschützte Haus [3](heute: Grabenhof) gehörte der Österreichischen Beamtenversicherung, und wurde seit 1991 für kulturelle Veranstaltungen genutzt. Im Jahr 2021 gab es einen Eigentümerwechsel: der bisherige Besitz der Österreichischen Beamtenversicherung ging im November 2021 an den Wohlfahrtsfonds der Ärztekammer für Wien (vorher ÖBV) über. Kaufpreis laut Presse: 327,5 Mio. €. [4]

Das Haus weist einige architektonische Besonderheiten auf: Im schlichten Innenhof verlaufen verglaste Pawlatschen. Zeitgenössisch wurde das Haus wegen der markanten Säulen auch „Säulenhaus“ genannt; die roten Säulen sind bis heute ein Signaturelement. Auch im Inneren des Hauses ist die Pracht nicht zu übersehen: Im Treppenbereich kam Kaiserstein zur Anwendung (unten restauriert, darüber Kaiserstein). [5]

Das Dach wurde 1947 von Alfons Hetmanek ausgebaut.

Vorgängerhäuser

Vor dem heutigen Gebäude befanden sich hier zwei Häuser:

Zum Goldenen Kopf

Das erste war das Haus „Zum Goldenen Kopf“, auch „Haffnersches Haus“ mit der Barbarakapelle. Das Haus gehörte 1422 dem aus Oberösterreich stammendem Erhart Griesser (Kaufmann und Wiener Ratsherr), der die Hauskapelle errichten ließ. Namensgeber war der Hausbesitzer im Jahr 1636, Martin Haffner, der das Haus von Johann von Liebenberg (dem Vater des späteren Bürgermeisters Johann Andreas von Liebenberg) gekauft hatte. [6]

Die Barbarakapelle

Zwischen 1433 und 1784 befand sich hier eine Hauskapelle, die der Heiligen Barbara geweiht war. Stifter der Kapelle war der Ratsherr Erhart Griesser. 1443 vermachte er sein Schloss in Altmannsdorf den Beschuhten Augustinern, als Gegenleistung mussten diese täglich in der Kapelle für ihn und seine Frau eine Messe lesen.

Die Erfindung des Schanigartens

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Eine Besonderheit gibt es noch: Hier wurde – im Café Taroni – 1748 der Schanigarten erfunden (erste Genehmigung: 1754). Bereits im 18. Jahrhundert hat der Kaffeesieder Giovanni Taroni Tische und Stühle vor sein Café am Graben gestellt, um dem Gästen die Möglichkeit zu geben, ihren Kaffee oder ihre Getränke im Freien einzunehmen. Die Einführung Taronis war ein voller Erfolg. Innerhalb von wenigen Jahren ahmten die meisten Kaffeesieder den "Garten" ihrer Kollegen nach.[7]

Woher der Name „Schanigarten“ kommt, ist nicht ganz geklärt. Es gibt jedoch dazu eine Anekdote: Schani ist die Verballhornung von Gianni (von Giovanni), also Hans.

Der Schani war und ist der Lehrling, der für die Kellner und den Ober die Hilfsdienste zu verrichten hat. Und irgendwann hat ein Kellner einmal zu seinem Lehrling gesagt: "Schani, trag den Garten außi". Und der Schani trug den Garten, respektive die Sessel, Tische und Blumenkisten hinaus, gruppierte das Ganze – der Schanigarten war fertig.

Palais Selb, Arkadenhof

Das zweite Gebäude war der Arkadenhof, in seiner Zeit war es eines der schönsten Renaissance-Häuser Wiens. Das außen unscheinbare Haus offenbarte einen prunkvollen Innenhof mit rundbogigen Arkaden und einer verzierten Schneckenstiege.

Den Namen "Selb" erhielt das Palais von der Adelsfamilie, die das Palais etwa 100 Jahre lang besaß (ab 1673), der Familie des Johann Gabriel Freiherr von Selb. Selb war Dekan an der juristischen Fakultät, er vererbte das Haus an die Wiener Universität.

1804 wurde vom Balkon des 1. Stocks dieses Hauses der Beschluss von Franz I. verkündet, mit dem er sich zum Kaiser von Österreich proklamierte.

Alte Ansichten

Wohnhaus bekannter Persönlichkeiten

Wohnhaus Diabelli

Anton Diabelli part.jpg

Name der Persönlichkeit: Anton Diabelli
Wohnort: Bräunerstraße 2
Beruf: Komponist

In dem Haus wohnte auch der Verleger, Musiker und Komponist Anton Diabelli (* 5. September 1781 in Mattsee; † 7. April 1858 in Wien), der hier sein Geschäft hatte.

Wohnhaus und Gedenktafel Josef Sonnleithner

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Name der Persönlichkeit: Josef Sonnleithner
Wohnort: Bräunerstraße 2
Beruf: Hofbeamter, Librettist, Theatersekretär, Archivar

Hier wohnte Josef Sonnleithner, der durch die Gründung der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien berühmt wurde. Die Tafel, die am 16. juni 1994 enthüllt wurde, ist nicht einfach zu entdecken, sie ist in das Schaufenster eines Palmers-Geschäftes integriert.

Gedenktafel Josef Sonnleithner

An dem bis 1874
an dieser Stelle gestandenen
Arkadenhaus lebte und starb
Josef
Sonnleithner
(1766 - 1835),
der 1812 die Gesellschaft
der Musikfreunde in Wien
gegründet hat.
Gewidmet von der
Österreichischen Beamtenversicherung

Gastronomie und Geschäftslokale

Ilona-Stüberl

Das Ilona-Stüberl mit nur 25 Sitzplätzen ist ein Gasthaus mit ungarischer Küche. Gegründet 1957 durch Ilona und Michael Somlai; seit 1987 leitet es die Stieftochter Maria Fodor.

Ehemalige Geschäftslokale

1922 übersiedelte der Juwelier Paltscho mit seinem Unternehmen an den Graben 14 (Grabenhof), das nicht mehr erhaltene Geschäftslokal wurde 1934 von Eugen Wörle und Max Fellerer gestaltet. [10], [11]

Eine besondere innenarchitektonische Besonderheit, das Lokal des Modegeschäftes „Hello“, das 1935 durch Rudolf Baumfeld und Norbert Schlesinger gestaltet worden war, ist leider nicht mehr erhalten.



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Quellen

  1. http://www.architektenlexikon.at/de/670.htm
  2. https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Grabenhof
  3. In der BDA-Denkmalliste ist der Eintrag „Grabenhof, ehem. Thienemannhof“ mit HERIS-ID 47462 geführt (Graben 14; GSt-Nr. 1144, 1145/1, 1145/2): https://www.bda.gv.at/dam/jcr%3A8169a67a-9ffd-493d-a7b3-1cd25797e285/_Wien_DML_2022.pdf
  4. https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20211120_OTS0020/aerztekammer-erwirbt-prestigetraechtigen-grabenhof
  5. https://de.wikipedia.org/wiki/Verwendung_von_Kaiserstein_als_Baumaterial
  6. Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Bd. 3, Kremayr & Scheriau, Wien 1992, S. 21
  7. https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Schanigarten
  8. Edgard Haider: Verlorenes Wien - Adelspaläste vergangener Tage. Wien 1984
  9. Bruno Reiffenstein (Fotograf), 1., Bräunerstraße 2, 1942, Wien Museum Inv.-Nr. 79000/2629, CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/146594/)
  10. http://www.architektenlexikon.at/de/125.htm
  11. https://www.ernstfaerber.com/workshop/paltscho/

Quellen