Börseplatz 1
(Weitergeleitet von Hohenstaufengasse 8)
- Bezirk
- 1., Innere Stadt
- Aliasadressen
- =Börseplatz 1
- =Helferstorferstraße 10
- =Rockhgasse 5
- =Hohenstaufengasse 8
- Konskriptionsnummer (Stadt)
- vor 1862: 1547
- vor 1847:1547
- vor 1821: –
- vor 1795: Zeughausareal
- Baujahr
- 1870 / Aufbau: 1902
- Architekt
- Josef Winterhalder, Ausführung: Edmund Kaiser und Franz Weigang sen.[1], Aufbau: Eugen Fassbender
Das Fernmeldegebäude (Telegraphenzentralstation) - Architektur und Geschichte
Der Architekt des 1870 erbauten Hauses war Josef Winterhalder, errichtet wurde es für die k.k. Telegraphen-Zentralstation. Die Aufstockung wurde zwischen 1900 und 1905 durch Eugen Fassbender vorgenommen, sie war zur Unterbringung des Personals des Amtes gedacht, denn mittlerweile waren hier 800 Mitarbeiter beiderlei Geschlechts tätig. [2], [3], [4]
Technische Neuerungen
Interessant an dem Bau ist die Heiz- und Kühlanlage: Um die Luft möglichst staubfrei zu halten, wurde am Börseplatz ein Pavillon erbaut, aus dem saubere Luft angesaugt wird und durch einen Kanal in das Gebäude geleitet wird. Die Frischluft wird im Winter durch acht Heizkammern erwärmt, im Sommer gekühlt.
• Frischluftpavillon am Börseplatz, 32 m unterirdischer Haupt-Frischluftkanal; Segeltuchfilter + Wasserzerstäubungsapparat; Erwärmung & Befeuchtung im Winter; Luftwechsel bei +5 °C: 1,5–2×/h.
• Beleuchtung: 1 258 Glühlampen und 66 Bogenlampen.
• Im Haus gab es eine Rohrpostzentralstation und eine, zwischen Zentralexpedit und Apparatsälen verkehrende, Depeschenseilbahn. [7]
• 1886 verliefen hier die frühen Fernsprech-Versuche (Wien–Brünn); Vermittlung in der Staats-Telegraphen-Zentrale am Börseplatz. [8]
Weitere Verwendung des Fernmeldegebäudes
Die Post- und Telegraphenverwaltung war bis 1996 hier angesiedelt, seit dem Auszug steht das Gebäude leer. Kurze Zeit war der Schwiegersohn Wlascheks, Thomas Hönigsberger, der Besitzer des Hauses, der Umbau zu einem geplanten Hotel scheiterte jedoch am Denkmalschutz. Zwischendurch wurden die oberen Etagen von Paulus Manker genutzt, er führte dort seine „Alma“ auf. [9]
Während dem Zweiten Weltkrieg blieb auch dieses Haus nicht verschont, es wurde am 12.3.1945 von einer Bombe getroffen, die drei Wohnungen im Haus zerstörte.
An die Telegraphen-Zentrale erinnert eine Figurengruppe und die Inschrift „K.K. Telegraphen Centrale“ auf der Attikaballustrade. Die Figuren symbolisieren die Telegraphie, sie sitzen auf einem Globus und sind von zwei liegenden Damen umgeben. Darüber ist der Funkturm gut zu erkennen, der 1964 im Innenhof erbaut wurde. [10]
- Figurengruppe
Im Jänner 2012 wurde zwar berichtet, dass die Grazer Investmentfirma Immovate das Haus gekauft hätte, lange war keine Veränderung zu sehen. Ob es ein Hotel oder ein Appartmenthaus würde, war da noch unklar.
Ab 2017 begann schließlich die denkmalpflegerisch begleitete Revitalisierung durch die Börseplatz 1 GmbH & Co KG (Immovate). 2018 wurde der 1964 aufgesetzte Funkturm abgetragen; 2020 war der Umbau zu insgesamt 39 hochwertigen Wohnungen weitgehend abgeschlossen („palais börseplatz.“). Planung/Umsetzung: hochform. Architekten / architekturconsult in enger Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt.
- Denkmalschutz
- BDA-ObjektID: 22356 (HERIS-ID: 25906)
Vorgängerbauten
Die Anfänge - Schottengarten
1339 wurde der Grund von privaten Besitzern an das Schottenkloster abgetreten, sie durften es jedoch nicht lang behalten haben, denn 1411 schien wieder ein privater Besitzer auf. Zu viel späterer Zeit, nämlich im 17. Jahrhundert, war es wieder im Besitz der Schotten, die hier einen Garten angelegt hatten. 1672 schenkten die Schotten den Grund Kaiser Leopold I., da dieser das angrenzende Zeughaus erweitern wollte.
Haunoldsturm
In der Babenbergerzeit verlief hier die Stadtbefestigung, etwa dort, wo heute die Telegraphenzentralstation steht, befand sich damals der Haunoldsturm. Er scheint bereits 1418 im "Gültenbuch" auf, nämlich als "Turm in des Haunolds Garten".
Dieser Haunold war Haunold Schuchler, der 1345 - 1348 Judenrichter in Wien war. Ab 1445 scheint der Name "Turm im Elend" auf. Er wurde zwischen 1558 und 1561 abgerissen, als das Flussstreitschiffarsenal erbaut wurde.
Donauflottillenarsenal
Dieser Teil des Arsenals hieß auch "Wiener Flussstreitschiffarsenal". Es handelte sich dabei um einen Zubau des oberen kaiserlichen Arsenals (Renngasse). Hier lag auch ein kleiner Hafen, wahrscheinlich am Ufer des Betts des "Alsbach", an dem die Donaustreitschiffe nach ihrer Herstellung im Arsenal verwahrt wurden. [11]
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Quellen
- ↑ http://www.architektenlexikon.at/de/1318.htm
- ↑ http://www.architektenlexikon.at/de/121.htm
- ↑ http://www.architektenlexikon.at/de/1130.htm
- ↑ Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Bd. 5. Kremayr & Scheriau, Wien 1992, S. 425
- ↑ Albin Sockl (Hersteller), Charles Scolik (Fotograf), Wien, I. k. k. Telegraphen-Anstalt, Börseplatz., vor 1905, Wien Museum Inv.-Nr. 93740/114, CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/786558/)
- ↑ Michael Frankenstein & Comp. (Fotoatelier), 1., Börseplatz 1 - ehemalige K. K. Telegrafen-Anstalt, vermutlich 1873, Wien Museum Inv.-Nr. 78079/658/2, CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/2315638/)
- ↑ alma-mahler.at
- ↑ magazin.wienmuseum.at
- ↑ https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/kultur/museum/561291_Die-Verwagnerung-des-k.-k.-Telegraphenamtes.html
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_denkmalgesch%C3%BCtzten_Objekte_in_Wien/Innere_Stadt/A%E2%80%93D?
- ↑ Eugen Messner: Die Innere Stadt Wien. Österr. Bundesverlag, 1928, Leipzig. S. 59
![Ansicht vor 1905 [5]](/images/4/41/B%C3%B6rseplatz_1_Wien_Museum_Online.jpg)
![Ansicht um 1873 [6]](/images/c/c6/B%C3%B6rseplatz_1_1873_Wien_Museum_Online.jpg)
