Österreichisches Sprachinselmuseum

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18. Bezirk - Museen und Sammlungen
Österreichisches Sprachinselmuseum
Kleines Spezialmuseum und Dokumentationszentrum zu den von Österreich aus besiedelten deutschen Sprachinseln, betrieben vom Verein der Sprachinselfreunde. Der Schwerpunkt liegt auf Sprache, Alltag und Kultur altösterreichischer Sprachinseln in den Nachbarländern, der Besuch ist nur nach Voranmeldung möglich.[1][2]
Steckbrief Österreichisches Sprachinselmuseum
Ort / Zugang Semperstraße 29, 1180 Wien (Währing), in einem Miethaus von Hans Fenz aus dem Jahr 1904.[3] Öffentliche Anreise über U6 Währinger Straße–Volksoper, weiter zu Fuß in Richtung Währinger Straße / Semperstraße; alternativ mit den Straßenbahnlinien 40 und 41 entlang der Währinger Straße.
Rundgang Der Besuch erfolgt geführt: In kleinen Gruppen werden die Sprachinseln und ihre Geschichte vorgestellt, dazu werden Karten, Fotos, Objekte und Tondokumente genutzt. Die Atmosphäre gleicht eher einem spezialisierten Dokumentationszentrum als einem klassischen Schausammlungsmuseum.
Thema Von Österreich aus im Mittelalter besiedelte deutsche Sprachinseln in Italien, Slowenien, Kroatien, Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Rumänien und darüber hinaus. Im Mittelpunkt stehen Sprache, Volkskultur, Alltagsleben und die Wechselwirkungen mit den romanischen und slawischen Nachbarn.[4][5]
Zeit Das Museumsprojekt geht auf den 1972 gegründeten Verein der Sprachinselfreunde zurück; 1982 wurde das Österreichische Sprachinselmuseum in Wien-Währing eröffnet, seither wurde die Sammlung laufend ausgebaut und weiterentwickelt.[6][7]
Hinweise Besuch nur nach Vereinbarung, das Museum ist vor allem als Forschungs- und Dokumentationszentrum konzipiert. Führungen, themenzentrierte Besuche und Arbeitsaufenthalte sind nach Voranmeldung beim Verein der Sprachinselfreunde möglich.[8][9]
Website Informationen zum Verein und zur Museumsarbeit: Sprachinselverein / Verein der Freunde der im Mittelalter von Österreich aus besiedelten Sprachinseln.[10]

Rundgang (Vorschlag)

Ein Besuch im Österreichischen Sprachinselmuseum beginnt meist mit einer kurzen Einführung in das Phänomen der Sprachinsel. Anhand von Wandkarten wird sichtbar, wie sich deutsche Siedlungen in vorwiegend romanischen und slawischen Sprachräumen herausgebildet haben, etwa in den zimbrischen Gemeinden in Oberitalien, in den friaulischen Sprachinseln oder im Gottscheer Land südlich von Ljubljana.[11]

In den anschließenden Räumen rücken konkrete Lebenswelten in den Mittelpunkt. Fotografien, Dias und historische Aufnahmen lassen Bauernhöfe, Kirchenräume und Feste in den Sprachinseln lebendig werden. Dazu kommen Tonaufnahmen mit Mundarten und Volksliedern, die im Rahmen der Feldforschungen von Maria und Herwig Hornung sowie ihren Kolleginnen und Kollegen seit den 1950er-Jahren entstanden sind.[12][13]

Je nach Interesse der Besucherinnen und Besucher können einzelne Regionen vertieft werden. Häufig nachgefragte Themen sind die zimbrischen Sprachinseln in Venetien, die friaulischen Gemeinden Plodn / Sappada, Zahre / Sauris und Timau / Tischlbong oder das Schicksal der Gottscheer im 20. Jahrhundert. Bei forschungsorientierten Gruppen rückt die Arbeit mit Karten, Dialektatlanten und den Publikationen der Reihe Beiträge zur Sprachinselforschung in den Vordergrund.

Am Ende des Rundgangs bietet sich Zeit für Fragen zur aktuellen Situation der Sprachinseln, zur Sprachpflege vor Ort und zu Kooperationen etwa mit Kulturhäusern und Archiven in den jeweiligen Regionen.

Highlights (Auswahl)

Ein wesentlicher Schwerpunkt liegt auf den altösterreichischen Sprachinseln im südlichen Alpenraum. Anhand von Beispielen aus den zimbrischen Gemeinden bei Vicenza und Verona, aus den friaulischen Tälern und aus Gottschee wird nachvollziehbar, wie sich mittelalterliche Siedlungen entwickelt und wie sich Sprache und Brauchformen über Jahrhunderte hinweg erhalten haben.[14]

Das Museum dokumentiert die Sprachinseln nicht nur sprachwissenschaftlich, sondern immer auch volkskundlich. Gezeigt werden Alltagsgegenstände, Trachtenpuppen, Fotografien und Karten, die ein Bild vom Arbeitsleben, von Festtraditionen und religiösen Bräuchen vermitteln. Gerade die Kombination von Tonaufnahmen, Bildmaterial und Objekten macht die Besonderheiten der jeweiligen Sprachgemeinschaften anschaulich.

Eine weitere Stärke des Hauses ist das Medienarchiv. Filme wie I Cimbri – Die Zimben von Peter Schreiner oder audiovisuelle Dokumentationen aus verschiedenen Sprachinseln geben Einblick in den Alltag der Bewohnerinnen und Bewohner und begleiten sie bei Gottesdiensten, Festen und in ihren Häusern.[15] Ergänzt wird dies durch eine Spezialbibliothek und die vom Verein herausgegebene wissenschaftliche Reihe Beiträge zur Sprachinselforschung, die ihre Wurzeln in der Arbeit des Museums und des Vereins hat.[16]

Kontext

Das Österreichische Sprachinselmuseum ist eng mit der Arbeit von Maria und Herwig Hornung verbunden. Aus der intensiven Beschäftigung mit den von Österreich aus besiedelten Sprachinseln entstand 1972 der Verein der Freunde der im Mittelalter von Österreich aus besiedelten Sprachinseln, kurz Sprachinselfreunde. Zehn Jahre später gründeten Maria und Herwig Hornung in Wien-Währing das Sprachinselmuseum, das rasch zu einem Zentrum für Forschung, Dokumentation und Austausch mit den Sprachinselgemeinden wurde.[17][18]

In den ersten Jahrzehnten lag der Schwerpunkt darauf, Materialien aus den Sprachinseln zu sichern und zugänglich zu machen: volkskundliche Objekte, Fotos, Bücher, Dias, Tonbänder mit Mundartaufnahmen und Volksliedern, Karten und Dokumente. Damit wurde ein Archiv geschaffen, das sowohl der Fachwelt als auch einem interessierten Publikum offensteht und das ein dichtes Bild altösterreichischer Sprach- und Kulturformen vermittelt.[19]

In den letzten Jahren wurden Teile der materiellen Sammlung neu verteilt. Die volkskundlichen Objekte der Sprachinselfreunde kamen durch eine Schenkung an das GailtalMuseum in Schloss Möderndorf, das seither als wichtige Plattform für die Präsentation von Sprachinsel-Kulturen fungiert.[20][21] Die Bibliothek des Vereins wurde dem Haus der Heimat in Wien übergeben, sodass die Bestände heute auf mehrere Institutionen verteilt zugänglich sind.[22]

Das Sprachinselmuseum in der Semperstraße bleibt dennoch Bezugspunkt der Vereinsarbeit. Von hier aus werden Kontakte zu den Sprachinseln gepflegt, wissenschaftliche Projekte koordiniert und die Publikationsreihe fortgesetzt. Für Besucherinnen und Besucher, die sich intensiver mit dem Thema Sprachinseln beschäftigen möchten, ist das Museum nach wie vor eine zentrale Anlaufstelle in Wien.

Besuchsorientierung

Das Österreichische Sprachinselmuseum ist kein klassisches Tagesausflugsziel mit laufendem Kassenbetrieb, sondern ein spezialisiertes Dokumentationszentrum. Für Einzelpersonen und kleine Gruppen empfiehlt sich eine frühzeitige Kontaktaufnahme mit dem Verein der Sprachinselfreunde, um einen Termin für eine Führung oder einen Arbeitsbesuch zu vereinbaren.[23][24]

Besonders lohnend ist ein Besuch für alle, die sich für Dialektforschung, Minderheitensprachen, Volkskunde oder österreichische Geschichte interessieren. Auch für Personen mit familiären Wurzeln in einer der Sprachinseln kann das Museum wertvoll sein, weil es historische Materialien, Literaturhinweise und Kontakte zu Vereinen und Kulturhäusern vor Ort bietet. Wer die Dokumentation in Wien mit einem Besuch der Sprachinseln kombinieren möchte, findet im Museum zahlreiche Anregungen und Hinweise.

Eindrücke

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Quellen

  1. https://www.volkskundemuseum.at/jart/prj3/volkskundemuseum/data/publikation/1524345942555/1524345942555.pdf
  2. https://wwwg.uni-klu.ac.at/spw/oenf/Sprachinseln.htm
  3. https://cityabc.at/index.php/Kategorie:Architekten:Hans_Fenz
  4. https://www.volkskundemuseum.at/jart/prj3/volkskundemuseum/data/publikation/1524345942555/1524345942555.pdf
  5. https://www.bairische-sprache.at/Index/Zeitungsartikel/2010/derStandard/Mundartforscherin%20Maria%20Hornung%20gestorben%20-%20derStandard_at%207.7.2010.htm
  6. https://www.volkskundemuseum.at/jart/prj3/volkskundemuseum/data/publikation/1524345939918/1524345939918.pdf
  7. https://www.bairische-sprache.at/Index/Zeitungsartikel/2010/derStandard/Mundartforscherin%20Maria%20Hornung%20gestorben%20-%20derStandard_at%207.7.2010.htm
  8. https://wwwg.uni-klu.ac.at/spw/oenf/Sprachinseln.htm
  9. https://events.at/venue/oesterreichisches-sprachinselmuseum
  10. https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/organization/gnd/2106344-8
  11. https://wwwg.uni-klu.ac.at/spw/oenf/Sprachinseln.htm
  12. https://www.volkskundemuseum.at/jart/prj3/volkskundemuseum/data/publikation/1524345942555/1524345942555.pdf
  13. https://www.bairische-sprache.at/Index/Zeitungsartikel/2010/derStandard/Mundartforscherin%20Maria%20Hornung%20gestorben%20-%20derStandard_at%207.7.2010.htm
  14. https://www.volkskundemuseum.at/jart/prj3/volkskundemuseum/data/publikation/1524345942555/1524345942555.pdf
  15. https://www.volkskundemuseum.at/jart/prj3/volkskundemuseum/data/publikation/1524345942766/1524345942766.pdf
  16. https://ci.nii.ac.jp/ncid/BA14312708
  17. https://www.volkskundemuseum.at/jart/prj3/volkskundemuseum/data/publikation/1524345939918/1524345939918.pdf
  18. https://www.bairische-sprache.at/Index/Zeitungsartikel/2010/derStandard/Mundartforscherin%20Maria%20Hornung%20gestorben%20-%20derStandard_at%207.7.2010.htm
  19. https://www.volkskundemuseum.at/jart/prj3/volkskundemuseum/data/publikation/1524345942555/1524345942555.pdf
  20. https://gailtal-journal.at/leute/sonderausstellung-folklore-vortrag-schenkung-historischer-objekte-aus-den-sprachinseln/
  21. https://gailtal-journal.at/leute/das-gailtalmuseum-schloss-moederndorf-feiert-40-jahre-foerderungsverein-100-jahre-sammlung-georg-essl/
  22. https://www.kulturverband.at/wp-content/uploads/2023/04/LW_70_1_2023_Ansicht.pdf
  23. https://events.at/venue/oesterreichisches-sprachinselmuseum
  24. https://wwwg.uni-klu.ac.at/spw/oenf/Sprachinseln.htm