Bäckerstraße

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Bäckerstraße

Bäckerstraße Wien 2022-08-08 01.jpg

Bezirk 1., Innere Stadt
Benennung 14. Jahrhundert
Benannt nach Bäckern, die hier angesiedelt waren
Straßenlänge 372,33 Meter [1]
Gehzeit 4,49 Minuten
Vorherige Bezeichnungen Obere Bäckerstraße, Vordere Bäckerstraße, Schulgasse, Platea pistorum (um 1300), Vicus pistorum


Namensgebung und Geschichte

Der Torbogen in der Bäckerstraße, Aquarell von Carl Wenzel Zajicek, um 1820

Benannt ist die Bäckerstraße nach den, seit dem 14. Jahrhundert, hier angesiedelten Bäckern. Ursprünglich handelte es sich hier um einen großen römischen Marktplatz, der erst im Mittelalter verbaut wurde. Im 11. Jahrhundert war der Markt außerhalb der Befestigung des Römerlagers bzw. danach der babenbergischen Mauern gelegen.

Hier siedelten sich vor allem auswärtige Kaufleute an, wie die noch heute bestehenden Hausnamen (Regensburger Hof, Kölner Hof) untermauern. Der Einbezug in die Stadtmauern Wiens wurde erst Ende des 12. Jahrhunderts vorgenommen. Als Marktplatz verlor der Bereich jedoch schnell an Bedeutung, weil kein direkter Zugang aus einem Stadttor vorhanden war – man musste über die Wollzeile gehen. Durch die Bebauung entstanden im 14. Jahrhundert dann die beiden heute vorhandenen Straßen:

Der westliche Teil der Bäckerstraße (bis zum Dr.-Ignaz-Seipel-Platz) hieß Obere Bäckerstraße (bzw. Vordere Bäckerstraße), der östliche Teil Schulgasse. Die heutige Sonnenfelsgasse hieß Untere oder Hintere Bäckerstraße.

Die Häuser der Straße

Straßenschild Bäckerstraße

Die Häuser der Bäckerstraße sind großteils noch mit ihren mittelalterlichen Kernen erhalten, damit stehen sämtliche Gebäude der Gasse unter Denkmalschutz.[2]

Bäckerstraße 1
Regensburger Hof → Warenhaus Orendi: spät-historistisches Miet- und Geschäftshaus von 1897 nach Abbruch des Regensburger Hofs. Der Regensburger Hof war schon um 1410 Sitz süddeutscher Kaufleute. Eine Gedenktafel erinnert an ein Treffen 1470 zwischen Friedrich III. und Matthias
Bäckerstraße 2
„Zeltschneiderisches Haus“: Kern aus dem Spätmittelalter; 1641 Teilneubau; Fassade gestaltet 1706/07. In der rechte Seite Ovalnische mit Maria Immaculata und Putten (1. Viertel 18. Jh.). Innen u.a. Wohnturm, alter Brunnen und Kellergewölbe.
Bäckerstraße 3
Stadthaus, barockes Palais: Kern im 16. Jh.; Umbauten im frühen 18. Jh.; später (1855) weitere Anpassungen. Mittelrisalit, Höfe, typische Hofarkaden-Elemente etc.
Bäckerstraße 4
Durchhaus von Franz Schlierholz, errichtet 1845-47. Eigentümer damals: Friedrich Graf von Fünfkirchen. Die Einfahrt/Decke der Einfahrt hat Stuck-Netzrippen. Plattform für Junge Kunst
Bäckerstraße 5
Scharschellisches Haus: Bürgerhaus mit Kern aus 1566-86, Aufstockungen und Fassadenneugestaltung um 1726-30. Portal aus Renaissancezeit, schöne Rückfassade zur Sonnenfelsgasse mit Löwenskulptur
Bäckerstraße 6
Frühhistoristisches Miethaus von 1846, Fassade genutet, typische Fensterverdachungen, auf der einen Seite das Restaurant Hans Figlmüller.
Bäckerstraße 7
Haus Stampa: bedeutendes Renaissance-Wohnhaus. Kern + Wohnturm alt (13. Jh. Fundamente), Umbau 1561-65 durch Antonio von Stampa. Arkadenhof, alte Treppenanlagen, schöne Innenhöfe & Fassaden
Bäckerstraße 8
Ehemaliges Palais Seitern (Fünfkirchensches Haus): Kern Mitte 16. Jh.; ab 1700 im Besitz der Grafen von Fünfkirchen; Umbauten ab 1722; Doppelportal, Mittelrisalit, dekorative Fassadenornamente. Heute Buchhandlung Morawa darin.
Bäckerstraße 9
Windhagsches Stiftungshaus: Renaissance-Haus von 1559 für Bürgermeister Thau; später Stift; schwere Beschädigung im Zweiten Weltkrieg, Wiederaufbau im Inneren, Fassade bis 1. OG teils erhalten; Renaissanceportal & dekorative Elemente. Huckepackhaus
Bäckerstraße 10
Ehemaliges Palais Nimptsch: Spätrenaissance, Umbauten im 18./19. Jh.; Fassade klassizistisch; Portal und Hofarchitektur noch sichtbar.
Bäckerstraße 11
Neue Aula der Alten Universität: barockklassizistischer Bau von 1753-55, Jean Nicolas Jadot de Ville-Issey; Sitz der Österreichischen Akademie der Wissenschaften ab 1857
Bäckerstraße 12
„Wo die Kuh am Brett spielt“: frühgotischer Kern (13. Jh.), später Fassadenmalereien, Erker, Ortsteinmalerei. Bekannt historisch für die Laube und das Spiel-Brett (Namensherkunft). 1978/79 wurden Wandmalereien freigelegt.
Bäckerstraße 13
Jesuitenkolleg (Teil der Alten Universität): errichtet 1624, mit Innenhöfen, Schwibbögen, historischer Funktion als Lehr- und Klostergebäude.ehem. Universitätsbibliothek, Gedenktafel Akademisches Gymnasium und Franz Schubert, Gedenktafel Bošković, Wohnhaus
Bäckerstraße 14
Renaissance-Bürgerhaus: Kern aus dem 14. Jh., Umbau im spätem 16. Jh.; reich verzierte Fassade, Fensterverdachungen, Erker, Nische mit Madonna, mittelalterlicher Wohnturm im Hof. Heute Restaurant & Kunsthandlung enthalten.
Bäckerstraße 16
Chronik eines Hauses, Schmauswaberl, Frühbarockes Bürgerhaus: ursprünglicher Kern aus 13. Jh., Ausbau in 1525-35, neue Fassade, Turm, Aufstockungen, Innenhof, alte Kelleranlagen; heute u.a. Nutzung durch Österreichischen Touristenklubl, Verband Alpiner Vereine Österreichs.
Bäckerstraße 18
ehem. Palais Albrecht, Seccessionistisches Miethaus von 1904, Architekt Rudolf Demski, auf altem Palais-Standort. Fassade mit typischen Jugendstil-Elementen; Innenbereich Teile original erhalten.
Bäckerstraße 20
Alte Aula der Alten Universität; Repräsentationsbau ab 1624, mit ehemaligem Theatersaal (1654; 1733–36 neu gestaltet, illusionistische Deckenmalerei) und Zugang über Schwibbögen vom Jesuitenkolleg. Historischer Schul-/Universitätsstandort seit dem Spätmittelalter.[3][4][5]
Bäckerstraße 22
Wohn- und Geschäftshaus (1901/02) von Anton Gürlich in neobarocken Formen; Hauptadresse Wollzeile 33; heute u. a. das traditionsreiche Gasthaus »Pfudl«.[6][7]

Alte Ansichten

Praktische Hinweise

Erreichbarkeit
U1/U3 Stephansplatz oder U3 Stubentor, kurze Fußwege.
Besichtigungstipps
historische Häuser mit Zunftzeichen, gotische Kelleranlagen, Nähe zum Stephansdom.
Bäckerstraße – Überblick
Benennung
seit dem 14. Jh. nach den ansässigen Bäckern
Anlage
Teil der mittelalterlichen Verbindung vom Stadtkern zum Stubentor
Lage/Charakter
leicht gekrümmte Straße zwischen Lugeck und Postgasse; enge Parzellen, alte Bürgerhäuser
Prägende Bauten
gotische und barocke Bürgerhäuser, Renaissance-Portale, Inschriftentafeln
Kultur
historische Rolle als Handwerker- und Marktplatz
Aktuell diskutiert
städtebauliche Erhaltung historischer Ensembles



Navigation

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Quellen

  1. Datenquelle: Stadt Wien - data.wien.gv.at
  2. Felix Czeike, Wiener Bezirksführer, I - Innere Stadt, S.14
  3. Wikipedia: »Bäckerstraße (Wien)«, Verbauung Nr. 20.
  4. Wien Geschichte Wiki: »Bäckerstraße 20«.
  5. Uni Wien (Institutionsgeschichte): »Neue Schule – Nova Structura«.
  6. Wikipedia: »Bäckerstraße (Wien)«, Verbauung Nr. 22.
  7. Gasthaus Pfudl – offizielle Website.
  8. Rudolf von Alt (Künstler), Blick von der Postgasse durch die Bäckerstraße gegen die Akademie der Wissenschaften, um 1845, Wien Museum Inv.-Nr. 138587, CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/387062/)
  9. Franz Holluber (Fotograf), 1., Bäckerstraße - allg. - Blick durch die Schwibbögen in Richtung Universitätsplatz, 1910, Wien Museum Inv.-Nr. 77501/20, CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/550082/)