Die Löwenbraut

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Sagen und Legenden
Die Löwenbraut

1., Innere Stadt 11., Simmering Fischerstiege 9 Schloss Neugebäude

Relevante Orte: Fischerstiege 9 (Haus Zum weißen Löwen) • Schloss Neugebäude (Löwenhof / Menagerie)
Die Löwenbraut

Schloss Neugebäude, Löwenhof

Schloss Neugebäude, Löwenhof

Ort: Schloss Neugebäude – später Bezug zu Fischerstiege 9

Einst lebte im Schloss Neugebäude ein gelbweißer Berberlöwe. Eines Tages fand ein großes kaiserliches Fest in den Festsälen des Schlosses statt, das unterbrochen wurde, als der Löwe plötzlich im Raum stand. Die vierjährige Tochter des Löwenwärters, Berta, hielt die Gäste davon ab, den Löwen zu erschießen, und führte ihn in seinen Käfig zurück. Aus Dankbarkeit schenkte der Kaiser dem Kind den Löwen und nannte sie von da an "Löwenbraut". Berta ging seither jeden Tag zu ihrem Löwen und wurde allmählich erwachsen. Als sie sich verliebte, wurden ihre Besuche beim Löwen seltener. Schließlich machte ihr der Hausbesitzer Hanns Rechberger einen Heiratsantrag, und sie beschloss, sich von ihrem Löwen zu verabschieden. Berta ging also in den Käfig, ihr Verlobter wartete davor auf sie. Kaum hatte der Löwe den Mann erblickt, hob er die Pranke und erschlug das Mädchen damit, als hätte er geahnt, dass es ihr letzter Besuch sein sollte. Demütig, fast willenlos, ließ sich der Löwe dann von Hanns erschießen. [1].

Historischer Hintergrund

Das Schloss Neugebäude besaß in der Renaissance eine Menagerie; der sogenannte Löwenhof ist belegt. Die Sage der Löwenbraut wurde vielfach tradiert (u. a. in Sagensammlungen und Balladen).

Ein städtischer Erinnerungsbezug findet sich an der Fischerstiege 9, dem Haus "Zum weißen Löwen"; der Name knüpft an die Legende an. Der in Erzählungen genannte Bräutigam Hanns Rechberger begegnet in Retellings, ist aber in besitzgeschichtlichen Listen des Hauses nicht sicher nachweisbar.[2][3][4][5]

Interpretation: Die Geschichte verhandelt Nähe und Grenze zwischen Mensch und Tier. Sie romantisiert die frühe höfische Tierhaltung, warnt zugleich vor der Illusion absoluter Zähmung und erklärt Löwe und Braut zu unauflöslichen Rollenbildern. Die Stadt bewahrt das Motiv über Hauszeichen (weißer Löwe) und Toponyme – bis hin zur Tradition des Tiergartens.

Quellen

  1. Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Bd. 2. Kremayr & Scheriau, Wien 1992, S. 102
  2. Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Bd. 2, Wien 1992, S. 102.
  3. Wien Geschichte Wiki: Löwenbraut; Zum weißen Löwen (1) / Bärringerhof (Fischerstiege 9), abgerufen am 7. November 2025.
  4. Gustav Gugitz (Hg.): Die Sagen und Legenden der Stadt Wien, Wien 1952 (Text Die Löwenbraut).
  5. SAGEN.at: Die Löwenbraut (Neugebäude-Fassung), abgerufen am 7. November 2025.