Die drei Schlüssel

Aus City ABC

Sagen und Legenden
Die drei Schlüssel


1., Innere Stadt Hofburg Schweizerhof · Schatzkammer

Relevante Orte: Kaiserliche Schatzkammer im Schweizerhof der Hofburg · Gänge zum Schweizer Tor


Wenn Metall im Dunkeln klingelt

Vienna, Schatzkammer.jpg

Schatzkammer

In manchen Nächten, wenn der Schweizerhof leer ist und nur die Flagge an der Stange raschelt, will man aus der Schatzkammer ein leises Klingen hören: einmal, zweimal, dreimal – wie drei Schlüssel, die nacheinander gegeneinander schlagen. Die Wache bleibt stehen; im Glas der Vitrinen meint man für einen Augenblick einen Atemhauch zu sehen, als ob der Raum selbst aus- und wieder einatmete.

Die Alten sagen: Wenn die drei Schlüssel klingen, erinnert das Haus daran, dass kein Schatz einem einzigen gehört. Ein Kammerdiener erzählte, er habe den Klang in einer Nacht vor einer großen Hofentscheidung gehört. Am Morgen fand man an der Tür eine frische Siegelschnur, sauber geknotet, und niemand konnte sagen, wer sie erneuert hatte.

Andere behaupten, die Schlüssel gehörten einst drei Hütern, und ihre Schatten prüften noch immer die Schlösser – kurz vor einer Geburt, einem Abschied oder einer Krönung in der Stadt. Skeptische meinen, es sei nur das Spiel von Metall und Zugluft in den alten Gängen. Doch wer um Mitternacht am Schweizer Tor vorübergeht und ein dreifaches, feines „kling“ vernimmt, legt unwillkürlich die Hand an die Mütze und geht leiser.

Ort: Schatzkammerflügel im Schweizerhof; Hörbezug zum Schweizer Tor und zu den Höfen der Hofburg

Varianten der Erzählung: Dreifacher Klang vor hohen Festtagen · eine Siegelschnur liegt am Morgen neu · das Klingen wandert vom Schweizer Tor zur Schatzkammer · skeptische Deutung: Spannungen im Metall, Luftzug, Nachtwache auf Stein.

Historischer Hintergrund

Zur Einordnung: Die kaiserliche Schatzhaltung war traditionell durch Mehrfachschlüssel, Siegel und Gegenzeichnung gesichert; die Schatzkammer Wien bewahrt Reichs- und Hausinsignien, Reliquien und Pretiosen. Mehrschließ-Systeme und ritualisierte Öffnungen boten Stoff für Omen-Erzählungen: Der »dreifache Klang« verdichtet Sicherheitsbrauch, nächtige Akustik der Hofgänge und die Aura der Kostbarkeiten zu einer Hofburg-Legende. [1]



Navigation

→ weiter zu Wächterruf am Schweizer Tor
← zurück zu Der Schritt in der Nacht

Quellen

  • Dehio Wien I: Hofburg – Schweizerhof/Schatzkammer (Raumfolge, Sicherungen).
  • Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien – Schatzkammer; Schweizerhof.
  • KHM – Kaiserliche Schatzkammer (Sammlungskataloge/Begleittexte) – Mehrschlüssel/Siegel-Praxis.
  1. Hof- und Sagenüberlieferungen zur kaiserlichen Schatzhaltung (Mehrschlüssel, Siegel) und zur Topographie des Schweizerhofs.