Hofburg - Die Bauetappen
Hofburg - Geschichte und Architektur
Ursprünge im 13. Jahrhundert
Der erste Teil der Burg wurde von Leopold III. Anfang des 13. Jahrhunderts erbaut und trägt daher auch den Namen Leopoldinische Burg. Sie brannte 1275, als Wien von einer Feuerkatastrophe heimgesucht wurde, komplett ab. Ottokar II. Přemysl., König von Böhmen, ließ auf den Ruinen den neuen Bau errichten, konnte sein Werk jedoch nicht vollenden, da er von Rudolf I. 1278 in einer Schlacht getötet worden war (siehe: Schlacht auf dem Marchfeld. Der Bau wurde erst vom Sohn Rudolfs, Albrecht I., 1291 fertiggestellt. In die quadratisch angelegte Burg gelangte man über eine Zugbrücke auf einen Platz. Von hier kam man über die Botschafterstiege in die großen Säle der Burg.
Auch die Hofburgkapelle gehört zum ältesten Teil der Hofburg. Vermutlich um 1287/88 unter Albrecht I. errichtet und 1296 erstmals erwähnt, wurde sie 1423–1426 unter Albrecht V. erweitert und 1447–1449 unter Friedrich III. im gotischen Stil um- und ausgebaut. Spätere Eingriffe erfolgten in der Barockzeit und um 1802 (Regotisierung).[1]
Weitere Hofkapellen:
- Josephskapelle (Leopoldinischer Trakt)
- Oft „Kammerkapelle“ genannt; am Westende des Leopoldinischen Trakts, heute nicht öffentlich zugänglich.[2]
- Kammerkapellen (historisch)
- In verschiedenen Epochen bestanden zusätzliche Hof-Kammerkapellen (z. B. bei Kaiserinwitwe Eleonora im Schweizertrakt; Kapelle in der Amalienburg). Die Anzahl der Kapellen war daher nicht konstant.[3]
Renaissance-Ausbau im 16. Jahrhundert
Mit der Verlegung der Residenz nach Wien begann unter Kaiser Ferdinand I. der erste große Ausbau im Renaissance-Stil. 1536 und 1552 wurde die Burg durch Ferdinand I. deutlich vergrößert. Das Schweizertor und der Schweizerhof stammen aus dieser Zeit, sind bedeutende Renaissancewerke.
Der Amalienhof entstand Ende des 16. Jahrhunderts, benannt ist er nach Amalia von Braunschweig, der Witwe von Kaiser Joseph I. Auch dieser Hof bildet ein großes Viereck, an dessen Ende ein Turm mit einer großen Uhr steht.
Das 17. Jahrhundert
Ein weiterer Umbau wurde durch Kaiser Leopold 1660 vorgenommen. Am 23.2.1668 brannte die Burg nahezu, bis aufs erste Geschoss, ab, ein Tischlergeselle hatte unvorsichtig gearbeitet, um 2 Uhr nachts stand das Gebäude komplett in Flammen. Ein alter Turm, der an der Auffahrt zum Rittersaal gestanden hatte, verhinderte, dass das Feuer sich weiter ausbreiten konnte. [4]
Barocke Umbauten im 18. Jahrhundert
Unter Maria Theresia fanden umfangreiche Umbauten statt, darunter die Errichtung der Redoutensäle und der Umbau der Hofbibliothek.
Der nördliche Teil der Burg entstand schließlich 1728 unter Karl VI., nach Plänen von Fischer von Erlach. Schon zur Bauzeit war er als Reichskanzlei und Wohnung des Vizekanzlers gedacht, der Reichshofrat hielt hier seine Sitzungen ab. In der Mitte des Gebäudes ist das Wappen von Karl VI. angebracht, an jedem Ende verbinden große Schwibbogen die Gebäude.
Die Statuen stellen Herkules als Überwinder des Antäus und des Busiris dar. Die dritte Statue zeigt Herkules als Löwenbändiger, die vierte als Bezwinger eines kretischen Stieres. Die Stauten sind Werke des Bildhauers Lorenz Matthieli.
Ende des 19. und frühes 20. Jahrhundert
Der Bau der Neuen Burg am Heldenplatz begann im 19. Jahrhundert, wurde aber nie vollständig realisiert. Der Michaelertrakt, der das Ende des ältesten Teils bildete, wurde zwischen 1889 und 1893 fertiggestellt.
Die Bauetappen der Hofburg – Übersicht
Vertiefende Informationen: Schweizertrakt · Stallburg · Amalienburg · Leopoldinischer Trakt · Reichskanzleitrakt · Winterreitschule · Redoutensaaltrakt · Zeremoniensaaltrakt · Michaelertrakt · Neue Burg
| Zeit / Bauphase | Trakt / Projekt | Kurzinfo / Planer |
|---|---|---|
| 1. Hälfte 13. Jh. – spätes 13. Jh. | Schweizertrakt / Schweizerhof | Mittelalterlicher Burgkern mit Graben & Zugbrücke; Ausbau unter Ottokar II.; älteste Substanz der Hofburg. [5][6] |
| 1449 | Hofburgkapelle | Gotische Burgkapelle (heute Messe mit Wiener Sängerknaben). [7] |
| 1552/53 | Schweizertor | Renaissance-Portal von Pietro Ferrabosco; Titulatur Ferdinands I. über dem Tor. [8] |
| 1559–1569 | Stallburg | Ursprünglich Residenzprojekt (Ferdinand I. → Maximilian II.), bald als kaiserliche Stallungen genutzt; heute Lipizzaner. [9] |
| ca. 1575–1611 | Amalienburg | Spätrenaissance-Trakt; später benannt nach Amalie Wilhelmine (Witwe Josephs I.). [10] |
| 1668 (Brand) · 1660–1667 / 1674–1681 | Leopoldinischer Trakt | Verbindungsflügel zwischen Schweizertrakt und Amalienburg; nach Großbrand 1668 erneut errichtet. Planer u. a. Domenico Carlone, G. P. Tencalla. Heute Präsidentschaftskanzlei. [11][12] |
| 1723–1726 (Fertigstellung) / Fresken bis 1730 | Hofbibliothek – Prunksaal | Barockes Gesamtkunstwerk (J. B. & J. E. Fischer von Erlach; Deckenfresken Daniel Gran). [13] |
| 1723–1730 | Reichskanzleitrakt | Beginn Lukas von Hildebrandt; 1730 durch Joseph Emanuel Fischer von Erlach vollendet; Herkules-Gruppen von Lorenzo Mattielli. [14][15] |
| 1729–1734/35 | Winterreitschule | Hofreitschule-Bau für Karl VI.; heute Vorführungen der Spanischen Hofreitschule. [16][17] |
| 1744–1748 (Umbau); ab 1760/69 weitere Ausbauten | Redoutensaaltrakt | Umbau zum Ball- und Festsaal (Galli-Bibiena, Jadot; später Pacassi/Hillebrandt); 1992 schwerer Brand, 1993–1997 Wiederaufbau. [18][19] |
| 1802–1806 (teilw. 1804–1807) | Zeremoniensaaltrakt (Montoyer-Trakt) | Klassizistischer Thronsaal-Trakt von Louis (Ludwig) Montoyer; lange Zeit die „Nase“ der Hofburg. [20][21] |
| 1889–1893 | Michaelertrakt | Nach (barockem) Entwurf von J. E. Fischer v. Erlach, ausgeführt im 19. Jh. durch Ferdinand Kirschner; Kuppel zur Michaelerkirche. [22] |
| 1881–1913 · innen bis 1923 | Neue Burg (Kaiserforum-Projekt) | Semper/Hasenauer; ausgeführt v. a. Burggartentrakt. Corps de Logis 1902–1907, Innenausbau bis 1923; Festsaaltrakt 1910–1916 (Innen bis 1923). [23][24][25] |
Brände & Wiederaufbauten (Auswahl)
- 23. Februar 1668 – Großbrand; danach Wiederaufbau/Erhöhung (Leopoldinischer Trakt). [26]
- 31. Oktober 1848 – Brand in der Hofbibliothek im Zuge der Revolution. [27]
- 26./27. November 1992 – Redoutensäle in Flammen; Wiederaufbau 1993–1997 (neues Dach, Kunst am Bau von Josef Mikl). [28]
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Quellen
- ↑ Hofburgkapelle – Daten zur Baugeschichte (u. a. Hofmusikkapelle, Wien Geschichte Wiki, Wikipedia).
- ↑ Josephskapelle (Hofburg), Wien Geschichte Wiki / Wikipedia.
- ↑ Österreichisches Musiklexikon: Hofburgkapelle (Abschnitt zu weiteren Kapellen).
- ↑ Realis (Gerhard Cockelberghe-Duetzele): Geschichten, Sagen und Merkwürdigkeiten aus Wiens Vorzeit, Wien 1846, S. 58
- ↑ SKB/Sisi-Museum: A brief history – ältester Teil, 13. Jh.; Schweizertrakt-Nachweise.
- ↑ Habsburger.net: The beginnings – the medieval Hofburg.
- ↑ SKB/Sisi-Museum: A brief history – Burgkapelle 1449.
- ↑ SKB/Sisi-Museum: A brief history – Schweizertor 1552; Ferrabosco.
- ↑ HOFBURG Vienna – Geschichte-Broschüre, S. 4 (Stallburg 1559–1569).
- ↑ HOFBURG Vienna – Geschichte-Broschüre, S. 4; de.wikipedia Hofburg/Amalientrakt.
- ↑ wikipedia Hofburg fire – Brand 1668 und Wiederaufbau bis 1681.
- ↑ SKB/Sisi-Museum: A brief history – Leopoldinischer Trakt 1668–1680.
- ↑ ÖNB: State Hall – Bau 1723–1726, Fresken bis 1730.
- ↑ Burghauptmannschaft (BHÖ): Reichskanzleitrakt – 1723–1730.
- ↑ Wien Geschichte Wiki: Reichskanzleitrakt.
- ↑ BHÖ: Winter Riding School – 1729–1734.
- ↑ de.wikipedia Winterreitschule – 1729–1735.
- ↑ Wien Geschichte Wiki: Redoutensäle.
- ↑ BHÖ: Redoutensaaltrakt – Brand 1992, Wiederaufbau.
- ↑ Wien Geschichte Wiki: Zeremoniensaal / Leopoldinischer Trakt – Auftrag 1804; Bau 1804–1808.
- ↑ HOFBURG Vienna – Geschichte-Broschüre: Montoyer Wing (1802–1806).
- ↑ Wikimedia Commons (dokumentiert): „designed 1726 … realised 1893 by Kirschner“.
- ↑ de.wikipedia Neue Burg – 1881–1913.
- ↑ BHÖ: Corps de Logis – 1902–1907, innen bis 1923.
- ↑ de.wikipedia Hofburg – Festsaaltrakt 1910–1923.
- ↑ wikipedia Hofburg fire – Abschnitt 1668.
- ↑ wikipedia Hofburg fire – Abschnitt 1848.
- ↑ Los Angeles Times (28.11.1992) – Meldung zum Brand; HOFBURG/BHÖ – Wiederaufbau 1993–1997.