Lerchenfelder Straße

Aus City ABC

Lerchenfelder Straße (7., Neubau / 8., Josefstadt)

Lerchenfelder Straße

Bezirk
7., Neubau / 8., Josefstadt
Verlauf
von Schmerlingplatz / Museumstraße bis Lerchenfelder Gürtel / Thaliastraße
Benennung
1862
Benannt nach
ehemaliger Vorort Lerchenfeld (später Altlerchenfeld)
Länge in Metern
1348,84
Gehzeit in Minuten
16,25
Vorherige Bezeichnungen
Kremser Straße (um 1314); Rofranogasse (unterer Teil); Hauptstraße in Altlerchenfeld / Altlerchenfelder Hauptstraße (oberer Teil)


Namensgebung und Geschichte

Die Lerchenfelder Straße ist eine der wichtigsten innerstädtischen Ausfallstraßen im Westen Wiens. Sie verbindet den Bereich der Zweierlinie beim Schmerlingplatz und der Museumstraße mit dem Lerchenfelder Gürtel und geht jenseits des Gürtels in die Thaliastraße über. Die Straßenmitte bildet fast durchgehend die Grenze zwischen dem 7. Bezirk Neubau und dem 8. Bezirk Josefstadt. Der etwa 1,3 Kilometer lange Straßenzug ist durch eine dichte, mehrheitlich historistische Wohn- und Geschäftsverbauung geprägt, in deren Erdgeschoßen sich Lokale, kleine Geschäfte und Dienstleistungsbetriebe konzentrieren. [1][2]

Die Straße geht auf einen mittelalterlichen Feldweg zurück, der den Bereich des damaligen Vorortes Lerchenfeld mit der Stadt verband; aus der Zeit um 1314 ist die Bezeichnung Kremser Straße überliefert. Später trug der untere Abschnitt, ausgehend vom heutigen Schmerlingplatz, den Namen Rofranogasse nach den Besitzern des dort gelegenen Palais Auersperg, während der obere Teil als Hauptstraße in Altlerchenfeld beziehungsweise Altlerchenfelder Hauptstraße bezeichnet wurde. [3][4]

1862 erhielt der gesamte Straßenzug den bis heute gültigen Namen Lerchenfelder Straße, der auf den historischen Flurnamen Lerchenfeld und die gleichnamige Vorstadt Altlerchenfeld verweist. Bis zum Abbruch des Linienwalls im späten 19. Jahrhundert endete die Straße an der Kaiserstraße; erst mit der Anlage des Gürtels und der Verlängerung der innerstädtischen Ausfallstraßen wurde die Verbindung bis zur heutigen Thaliastraße hergestellt. [5][6]

Etwa im mittleren Abschnitt öffnet sich vor der Altlerchenfelder Pfarrkirche ein kleiner Platzraum, der 2014 als Ceija-Stojka-Platz benannt wurde und an die Romni, Autorin und Künstlerin Ceija Stojka (1933–2013) erinnert. Die Kirche selbst, ein bedeutender Sakralbau des 19. Jahrhunderts, und der benachbarte Pfarrhof stehen unter Denkmalschutz und prägen gemeinsam mit den umliegenden Gründerzeithäusern und ehemaligen Kinos das Bild dieses Teils der Lerchenfelder Straße. [7]

Seit den 2000er-Jahren stehen neben der Funktion als wichtige Verkehrsachse vor allem die Qualitäten als Einkaufs- und Aufenthaltsstraße im Fokus. Unter Titeln wie Lebendige Lerchenfelder Straße und Klimafitte Lerchenfelder Straße wurden Projekte gestartet, die gemeinsam mit Bezirken, Geschäftsleuten und Bewohnerinnen den öffentlichen Raum aufwerten sollen: mehr Begrünung und Schatten, bessere Querungsmöglichkeiten, zusätzliche Sitzgelegenheiten und eine Verringerung des Kfz-Verkehrs stehen dabei ebenso zur Diskussion wie der Erhalt der vielfältigen Geschäfts- und Gastronomieszene. [8][9][10][11]

Altlerchenfelder Kirche und Ceija-Stojka-Platz

Vor der Altlerchenfelder Kirche bildet der Ceija-Stojka-Platz einen markanten Straßenraum, an dem sich Kirchenstiege, Haltestelle, Markt und Gedenkzeichen überlagern. Jeden Freitag findet hier der Lerchenfelder Bauernmarkt statt, der den Kirchenvorplatz in einen Wochenmarkt mit regionalen Lebensmitteln verwandelt. Die Platzbenennung erinnert an Ceija Stojka, die als Romni mehrere Konzentrationslager überlebte, nach dem Krieg im 7. Bezirk lebte und die Altlerchenfelder Kirche regelmäßig besuchte; sie steht sinnbildlich für die vielschichtige Erinnerungskultur entlang der Lerchenfelder Straße. [12][13][14]

Stadträumlicher Charakter

Entlang der Lerchenfelder Straße finden sich Bauten aus mehreren Epochen der Vorstadtentwicklung: vereinzelt noch ältere Vorstadthäuser, vor allem aber eine geschlossene Folge von vier- bis sechsgeschoßigen Wohn- und Geschäftshäusern des Historismus, punktuell ergänzt durch Jugendstil- und Art-Déco-Fassaden sowie spätere Baulückenschließungen. Beispiele für die Veränderung des Straßenbildes im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert sind etwa der Neubau an der Ecke Lerchenfelder Straße / Strozzigasse oder die Baulückenverbauung Lerchenfelder Straße 60 aus den 1930er-Jahren. [15][16]

Alte Ansichten

Historische Fotografien, Kupferstiche und Postkarten zeigen die Lerchenfelder Straße als dicht bebauten Vorstadtstraßenzug mit Pferdebahn, später Straßenbahn, und einer Vielzahl von Wirtshäusern, Kinos und kleinen Geschäften. Die Altlerchenfelder Kirche und der Bereich um Strozzigasse und Schottenfeldgasse gehören zu den am häufigsten abgebildeten Abschnitten.

Häuser der Straße

Verkehrsanbindung

Die Lerchenfelder Straße ist Teil einer wichtigen Verbindung vom Dr.-Karl-Renner-Ring in die westlichen Bezirke und wird durchgängig von der Straßenbahnlinie 46 befahren, die vom Ring über Schmerlingplatz, Lerchenfelder Straße und Thaliastraße bis zum Joachimsthalerplatz verkehrt. [26]

Mehrere weitere Linien kreuzen den Straßenzug:

  • Die Straßenbahnlinie 5 quert bei Kaiserstraße und Blindengasse,
  • der Autobus 13A bei Piaristengasse und Strozzigasse.
  • Am östlichen Beginn ist die U-Bahn-Station Volkstheater (U2, U3) über die Museumstraße in wenigen Gehminuten erreichbar,
  • am westlichen Ende die Station Thaliastraße der U6 am Gürtel.
  • Die gleichnamige U-Bahn-Station Lerchenfelder Straße der früheren U2 wurde 2003 im Zuge der Bahnsteigverlängerung der Station Volkstheater aufgelassen. [27][28]



Quellen

  1. Wikipedia: Lerchenfelder Straße – Verlauf, Länge und Funktion als Bezirksgrenze zwischen Neubau und Josefstadt.
  2. Wien Geschichte Wiki: Lerchenfelder Straße – Beschreibung des Straßenverlaufs.
  3. Wikipedia: Lerchenfelder Straße – historische Straßennamen Kremser Straße, Rofranogasse und Altlerchenfelder Hauptstraße.
  4. Wikipedia: Liste der Straßennamen von Wien/Neubau – Eintrag Lerchenfelder Straße.
  5. Wien Geschichte Wiki: Lerchenfelder Straße – Benennung 1862 nach dem Flurnamen Lerchenfeld und Verlauf bis zur Kaiserstraße.
  6. Wikipedia: Altlerchenfeld – Entwicklung der Vorstadt entlang der heutigen Lerchenfelder Straße.
  7. Bundesdenkmalamt: Denkmalliste Wien – Einträge Altlerchenfelder Kirche, Lerchenfelder Straße 103–109 und Altlerchenfelder Pfarrhof, Lerchenfelder Straße 111.
  8. Stadt Wien (Presseaussendung 2009): Projekt „Lebendige Lerchenfelder Strasse“ – erste Bilanz positiv.
  9. Website Lebendige Lerchenfelder Straße – Informationen zur Einkaufsstraße und zum Treffpunkt Lerchenfeld.
  10. Stadtpsychologie: Klimafitte Lerchenfelder Straße – Planen im Dialog – Projektbeschreibung.
  11. Kurier: Die Wünsche an die Umgestaltung der Lerchenfelder Straße (20.9.2022) – Ergebnisse einer Befragung zur künftigen Gestaltung.
  12. Stadt Wien: Lerchenfelder Bauernmarkt – Informationen zum Wochenmarkt am Ceija-Stojka-Platz.
  13. ORF: Ein Kirchenplatz für Ceija Stojka (religion.orf.at, 2014) – Bericht zur Platzbenennung.
  14. Ursula Berner: Ceija Stojka – Platz – zum ersten Mal in ganz Europa wird ein Platz nach einer Romni benannt.
  15. Wienschauen.at: Alt-Wien wird neu: Abriss und Neubau um 1900 – Beispiel Lerchenfelder Straße 42.
  16. Wien Geschichte Wiki: Lerchenfelder Straße 60 – Baulückenverbauung von Heinrich Sperber 1935–1937.
  17. Carl (Karl) Ledermann jun. (Hersteller), 7., Lerchenfelder Straße, Ansichtskarte, um 1898, Wien Museum Inv.-Nr. 186014, CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/399231/)
  18. Carl (Karl) Ledermann jun. (Hersteller), 7., Lerchenfelder Straße - allg., Ansichtskarte, um 1898, Wien Museum Inv.-Nr. 17788/499, CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/787292/)
  19. Carl (Karl) Ledermann jun. (Hersteller), 8., 7., Lerchenfelder Straße - Blick von der Auerspergstraße aus, Ansichtskarte, um 1900, Wien Museum Inv.-Nr. 234243, CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/1015562/)
  20. Bundesdenkmalamt: Denkmalliste Wien – Eintrag Miethaus, Lerchenfelder Straße 13.
  21. Website Lerchenfelder Straße – Kinos im Lerchenfeld – Abschnitt zum Phönix-Kino Lerchenfelder Straße 35.
  22. Wienschauen.at: Alt-Wien wird neu: Abriss und Neubau um 1900 – Beispiel Lerchenfelder Straße 42.
  23. Wien Geschichte Wiki: Lerchenfelder Straße 60.
  24. Bundesdenkmalamt: Denkmalliste Wien – Eintrag Altlerchenfelder Kirche, Lerchenfelder Straße 103–109.
  25. Bundesdenkmalamt: Denkmalliste Wien – Eintrag Altlerchenfelder Pfarrhof, Lerchenfelder Straße 111.
  26. Straßenbahnjournal: Strecken – Linie 46.
  27. Wikipedia: Lerchenfelder Straße – Verkehr.
  28. Wikipedia: U-Bahn-Station Lerchenfelder Straße – Auflassung 2003.