Malteserkirche

Aus City ABC

Das Gebäude

Ein Bild.

Bezirk
1., Innere Stadt
Adresse
= Kärntner Straße 37 (Fassade in die Häuserzeile integriert);
= Johannesgasse 2 (Johanneshof/Ordenshaus)
Konfession / Orden
Römisch‑katholisch; Kirche des Malteserordens (Souveräner Malteser‑Ritter‑Orden)
Patrozinium
Hl. Johannes der Täufer
Bau‑ und Renovierungsdaten
Erste Kapelle um 1265; heutiger Bau ab 1446 (Spätgotik). Empire‑Fassade 1806–1808; Restaurierungen 1968/1972/1983–84; Generalsanierung 1998. Dendro‑Datierung: gotisches Dachwerk vom Beginn des 14. Jhs.
Inhaltslizenz: CC-BY-SA 4.0

Malteserkirche - Architektur und Geschichte

Mitten in der Kärntner Straße liegt die schmale Front der Malteserkirche – so in die Nachbarhäuser eingebunden, dass sie fast übersehen werden könnte. Die gotische Kirche ist Johannes dem Täufer geweiht. Sie ist die Ordenskirche der Malteser. Die Malteser, die sich ursprünglich der Krankenpflege gewidmet hatte, wurden von Leopold VI. nach Wien geholt.

Um 1265 begannen die Malteser mit dem Bau einer Kapelle, die sie dem Heiligen Johannes dem Täufer weihten und eines kleinen Pilgerhauses. 1340 wurde statt dieser Kapelle eine Kirche errichtet. Den gotischen Chor aus dieser Zeit erkennt man, wenn man bei Johannesgasse 2 steht.

Zwischen 1806 und 1808 wurde die Kirche renoviert, aus dieser Zeit stammt die schmale Empirefassade. Sie ist durch korinthische Pilaster, eine Attika, einen Tympanon und einem Glockentürmchen gekennzeichnet,

Hinter der Empire‑Fassade öffnet sich ein gotisches, kreuzrippengewölbtes Langhaus: ein nüchterner, ordensgemäßer Raum, den die Malteser seit dem 13. Jahrhundert prägen. Die Bauinschrift über dem Portal erinnert an die klassizistische Umgestaltung von 1806/08. 2017/18 machte eine dendrochronologische Untersuchung Furore: Das hölzerne Dachtragwerk datiert an den Beginn des 14. Jahrhunderts – ein seltener Befund.

Gedenktafel Bauinschrift

Aedes vetustate squalens
sacra Joanni Baptistae
ordinis hierosoly mitanae coelesti patrono
erecta et ornata Anno MDCCCVIII

Zeitleiste

Jahr(e) Zeittafel
um 1217 Nachweis der Johanniter an der damaligen St‑Johannes‑Straße (heute Kärntner Straße/Johannesgasse); Hospiz und Kommende.
um 1265 Bau einer Kapelle zu Ehren des hl. Johannes des Täufers.
1446 Errichtung der heutigen, spätgotischen Kirche.
17. Jh. Predigten Abraham a Santa Claras.
1806–1808 Erneuerung und schmale Empire‑Fassade (korinthische Pilaster, Tympanon, Attika, kleines Glockentürmchen).
1839/1893 Ordenshäuser an Kärntner Straße 35 und 37, die die Kirchenwände seitlich fassen; mehrere Zugänge.
1857 Teilweise Verglasung mit Buntglasfenstern.
1933–1960 Verkauf und späterer Rückkauf; seitdem wieder Ordenskirche.
1968/1972/1983–84 Restaurierungen; 1998 Generalsanierung.
2017/18 Dendro‑Datierung des gotischen Dachwerks (Beginn 14. Jh.).

Rundgang

Vom engen Vorbereich führt die Tür direkt in das einschiffige, kreuzgewölbte Langhaus. Der erste Eindruck ist Stille: glattes Mauerwerk, die Lichtachsen der kleinen Fenster, kaum Dekor. Die Malteser‑Ikone über dem Tabernakel, das Relief für den Großmeister Jean Parisot de La Valette und die Schilde der Ordensritter geben dem Raum sein Profil. Unter der Westempore liegt eine kleine Andachtszone; die historische Sonnholz‑Orgel blickt über den Raum.

Das Innere der Kirche

Eintritt in die Kirche

Eintritt in die Kirche

Tritt man durch das Portal, offenbart sich das wahre Alter der Kirche: Der Kirchenraum weist den typischen gotisch einschiffigen Kirchenraum mir einer dreijochigen Einteilung auf, durchzogen mit einem Kreuzrippengewölbe.

Hochaltar – »Taufe Christi« (1730)

Hochaltar

Hochaltar

Der Hochaltar der Malteserkirche bündelt die Geschichte des Hauses in einem einzigen Blick: Im Zentrum hängt das großformatige Altarbild „Taufe Christi“ von Johann Georg Schmidt (dem „Wiener Schmidt“), entstanden um 1730. Johannes legt dem knienden Jesus im Jordan die Hand auf; über der Szene öffnet sich der Himmel, und die Taube des Heiligen Geistes schwebt über den Figuren. Diese barocke Bildfülle steht heute in einem Empire-Rahmen aus der Renovierung 1806/08, als man die Kirche im klassizistischen Geschmack ordnete.

Damals erhielt der Altar auch seinen Sarkophag-Unterbau aus rotem Marmor, der das Gemälde wie eine Bühne trägt und den Raum klar fasst.

Flankiert wird der Hochaltar von hölzernen Apostelfiguren des Petrus und Paulus (ebenfalls aus der Empirezeit), deren Goldfassung den warmen Ton des Marmors aufnimmt. Sie stammen aus der klassizistischen Erneuerung des frühen 19. Jahrhunderts und knüpfen mit ihrer ruhigen, aufrechten Haltung an den Ton des Empire an. Petrus hält Schlüssel und Buch; der Blick fällt auf die leicht gedrehte Silhouette und die fein vergoldeten Faltenkanten, die das warme Holz zum Leuchten bringen. Ihm gegenüber steht Paulus, erkennbar am Schwert und an der Schriftrolle. Zusammen rahmen sie das Altarbild wie zwei tragende Säulen – Lehrmeister des Glaubens, die den schmalen Saal geistlich ausbalancieren.

Über dem Tabernakel befindet sich eine barocke Kopie der der Mariazeller Gnadenstatue „Unsere Liebe Frau von Philermos“ – ein traditionsreiches Ordensbild der Johanniter/Malteser, das hier dezent präsent bleibt und die Weihe des Altarraums an den Patron Johannes den Täufer in einen marianischen Horizont stellt. Im Zusammenklang von barockem Bild, klassizistischer Fassung und Ordensikonographie gewinnt der Altar jene stille Noblesse, die den schmalen gotischen Saal prägt.

Relief für Jean Parisot de La Valette

Relief für Jean Parisot de La Valette

Relief für Jean Parisot de La Valette

Das klassizistische Marmordenkmal stellt Jean de La Valette-Paresot dar, umringt von zwei gefesselten Türken (im Kirchenschiff links). Das neoklassizistische Marmordenkmal von 1806 befindet sich an der linken Langhauswand und verbindet Porträt und Geschichtsszene: Über einem runden Medaillon mit dem Brustbild des Großmeisters entfaltet sich darunter ein "Relief der osmanischen Belagerung von Malta", das die dramatischen Wochen des Sommers 1565 in ein einziges, dichtes Bild fasst.

La Valette-Paresot hatte zwischen 1557 und 1568 das Amt des Großmeisters der Johanniter über. In dieser Funktion verteidigte er im Jahr 1565 Malta gegen die Türken. Aus Dankbarkeit erhielt er gegen das Lehen eines Falken pro Jahr die Insel.

La Valette steht in der Ordensgeschichte für Tapferkeit und Wiederaufbau: Nach dem Sieg ließ er auf Malta eine neue Hauptstadt anlegen, die bis heute seinen Namen trägt (Valletta). Dass sein Denkmal in der Wiener Ordenskirche so prominent platziert ist, knüpft den Wiener Johanniter-/Malteserstandort an die globale Erinnerung des Ordens – vom Mittelmeerraum bis an die Kärntner Straße.

Gotischer Schlussstein

gotischer Schlussstein

gotischer Schlussstein

Unter der Orgelempore schließt ein gotischer Schlussstein das Rippengewölbe. Er zeigt einen kraftvoll bewegten Löwen über kleinen Figuren. In der mittelalterlichen Bildsprache steht der Löwe einerseits für den Evangelisten Markus, andererseits – nach der Bestiarien-Legende – für Christus, der seine „tot geborenen“ Jungen am dritten Tag zum Leben erweckt: ein Sinnbild der Auferstehung und des geschenkten ewigen Lebens.

Ordensschilde

Ordensschilder

Ordensschilder

Nicht zu übersehen sehen sind die 40 Wappenschilde der 29 Kommandeure, 5 Großpriore, 4 Baillis, eines Kardinals und eines Großkomturs, sie erinnern an die Geschichte der Johanniter/Malteser in Wien.

Die Tafeln zeigen das weiße "achtspitzige Kreuz" auf rotem Grund und – bei Memorialschildern verstorbener Ritter – oft auch persönliche Wappen, Devise und Jahreszahl. Ursprünglich begleiteten solche Schilde die Begräbnisfeiern der Ordensmitglieder; später wurden sie im Kirchenraum aufgehängt und bilden seither eine Memoria in Bildern. Zwischen Epitaphien, Fahnen und kleineren Kreuzmotiven erzählen sie von Komtureien, Großprioren und Wohltätern – still, aber unübersehbar, und sie binden den Wiener Kirchenraum an die große Ordensgeschichte vom Heiligen Land über Rhodos und Malta bis an die Kärntner Straße.

Kanzel der Empirezeit

Kirche innen

Rechts im Bild die Kanzel

Nach der klassizistischen Umgestaltung zu Beginn des 19. Jahrhunderts erhielt die Kirche eine Kanzel im Empire-Stil, die den schlanken Saal bewusst nicht überfrachtet.

Der polygonale Kanzelkorb ruht auf einem zurückgenommenen Postament; seine Felder sind wie gerahmte Tafeln gegliedert und tragen feine Lorbeer- und Palmettenmotive, dazwischen kleine Malteserkreuze als Ordenszeichen. Die Treppenbrüstung zeigt flache Kassetten und schmale Leisten, ganz in der klaren Linienordnung des Empire. Über dem Korb spannt sich ein streng profiliertes Schalldach in Form eines klassischen Gebälks; ein kleines Strahlenkreuz beziehungsweise eine Vase krönt die Deckzone und setzt einen stillen Glanzpunkt. Die Fassung folgt dem Zeitgeschmack: warm mahagonierte Hölzer mit vergoldeten Akzenten, die die neuen Altar- und Rahmenarbeiten der Renovierung aufnehmen.

Positioniert am südlichen Pfeiler des Triumphbogens dient sie heute vor allem als historisches Ausstattungsstück; die Predigt erfolgt üblicherweise vom Ambo, während die Kanzel den klassizistischen Ton des Raums zusammen mit Hochaltar, Apostelfiguren und Gestühl abrundet.

Orgelempore und Orgel

Orgelempore

Orgelempore

Die historische Brüstungsorgel (»Sonnholz‑Orgel«) prägt die Westseite; darunter Andachtsfiguren (u. a. Antonius und Thaddäus).

Die "Sonnholz‑Orgel" bewahrt bemerkenswert viel historisches Pfeifenmaterial. 1950 erneuerte die Firma Pirchner (Tirol) das Instrument unter Einbeziehung des alten Gehäuses; 2015/16 erfolgte eine grundlegende Restaurierung und Rückführung (Orgelbau Wolfgang Karner).

Glasfenster

Das Licht der Malteserkirche hat seine eigene Geschichte. Im 19. Jahrhundert erhielt der gotische Saal erstmals farbige Verglasungen: 1857 wurden die Buntglasfenster gestiftet. Sie tauchten den schmalen Raum in ein gedämpftes, warmes Farbspiel und passten zur damaligen historistischen Neufassung. Zeitgenössische Beschreibungen erwähnen sogar einen – heute verlorenen – „Sternenhimmel“ über dem Gewölbe, der zusammen mit den farbigen Fenstern eine bewusst mystische Lichtstimmung erzeugte.

In späteren Restaurierungen wurde die Verglasung vereinfacht, sodass die Kirche heute heller wirkt als in der Historismuszeit; der Raum rückt damit wieder näher an seine nüchterne, gotische Klarheit. [1][2]


Glocke

Über der Empire-Fassade sitzt ein kleiner Dachreiter, der seit der Renovierung von 1806/08 die Front krönt. Lange war er stumm; erst seit etwa 2007 trägt er wieder eine Glocke, die den schmalen Saal zur Messe ruft und sich gegen den Geräuschpegel der Kärntner Straße überraschend gut behauptet. Damit hat die Kirche ihren „Stimmenpunkt“ zurückbekommen, ohne je ein großes Stadtgeläute zu besitzen. [3]

Aufnahmen des Läutens lassen eine kleine, hell timbrierte Glocke hören. Nach dem Begleittext einer Feldaufnahme handelt es sich um eine Glocke in h, gegossen 1767 von einem Glockengießer Klein – eine Zuschreibung, die gut zur zierlichen Dimension des Dachreiters passt, in den Archivalien der Kirche aber nicht eigens publiziert ist. Als Hörbeleg zeigt die Aufnahme den charakteristisch schnellen Einschwingvorgang und die klare Obertonstruktur einer leichten Einzugglocke. [4]

YouTube • Wien
Glockengeläut Malteserkirche

Quelle: YouTube • Direktlink

Gedenktafeln

Hier finden sich eine Gedenktafel für den Vikar Dr. Johannes Trapp und für Kirchenmitglieder, die auf der Westautobahn Richtung Wien an einem Autounfall gestorben sind.

Johannes Trapp

Sacri militaris ordinis
hierosolomymitani vetustum tempium
Aliquot per annos adversis
rebus amissum
adm agnum prioratum austriae
eiusdem ordinis redit
Die XXIV Iunii A.D. MCMLX
curante Joanne Trapp
Vicario.

Unfallopfer

Zum Gedenken an
Christoph von Breisky
Paul Kaltenegger von Riedhorst
Markus Knezevic
Thibault de Fayet de Montjoye
Ingrid Reithofer
Verunglückt im Dienst der Nächstenliebe
Auf der Rückfahrt vom internationalen
Malteser Sommerlager
4. August 1994
"Ich habe euch Freunde genannt"
Hoh. 15. 15

Einen virtuellen Rundgang bieten diese Videos:

YouTube • Wien
Malteserkirche

Quelle: YouTube • Direktlink

YouTube • Wien
Malteserkirche

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Öffnungszeiten und Kontakt

Die Kirche ist tagsüber in der Regel geöffnet; aktuelle Gottesdienst‑ und Musikzeiten sowie eventuelle kurzfristige Schließungen bitte auf der Ordensseite prüfen.

Träger
Souveräner Malteser‑Ritter‑Orden (Großpriorat von Österreich)
Web
[www.malteserorden.at](http://www.malteserorden.at) – Bereich »Kirchen«

Alte Ansichten


Navigation

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Quellen

  1. Malteserorden Österreich: „Die Kirche des Hl. Johannes des Täufers (Malteserkirche)“ – mit dem Hinweis: „1857 wurden die färbigen Fenster gestiftet.“
  2. Ordensgemeinschaften Österreich: „Kulturkleinod Malteserkirche“ – zur historistischen Phase mit Sternenhimmel und Buntglasfenstern.
  3. de.wikipedia.org/wiki/Malteserkirche_(Wien): „… und einem kleinen, seit ca. 2007 wieder glockentragenden Turm.“
  4. „Wien (A-1010) – Glocke der Malteserkirche“ (Feldaufnahme, 2017), YouTube: dUfPU-VFj6A – Begleittext: „h Klein 1767“.
  5. Erwin Pendl (Künstler), 1., Kärntnerstraße - mit Blick Richtung Malteserkirche, 1893, Wien Museum Inv.-Nr. 12936, CC0 BY 4.0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/64398/)
  6. Bruno Reiffenstein (Fotograf), 1., Kärntner Straße bei 37 - Malteserkirche, um 1900, Wien Museum Inv.-Nr. 47022/39, CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/435018/)
  7. Carl (Karl) Ledermann jun. (Hersteller), 1., Kärntnerstrasse bei 37 - Malteserkirche, Ansichtskarte, um 1898, Wien Museum Inv.-Nr. 182896, CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/354438/)