Sage von der weißen Frau

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Sagen und Legenden
Sage von der weißen Frau

Die Weiße Frau – Bertha von Liechtenstein

BERMANN(1880) p0662 Die Weiße Frau, Bertha von Lichtenstein.jpg

Die Weiße Frau, Bertha von Lichtenstein, Bermann

Über die Hallen des Schottenklosters, so erzählt man, schreitet in stillen Nächten eine weiße Gestalt: Bertha, Gemahlin des Johann von Liechtenstein. Schön von Gestalt und Geist, lebte sie nach dem frühen Tod ihres eifersüchtigen Mannes in weißer Witwentracht – daher ihr Name. In Mähren ließ sie bauen, sorgte für Waisen und speiste zu Gründonnerstag ganze Scharen; die Volksfeste nannte man süße Kasch.

Am 10. April 1476 starb sie in Wien. Ihrem Wunsch gemäß wurde sie bei den Schotten beigesetzt. Seitdem – so die Sage – erscheint die Weiße Frau als Warnung, wenn wichtige Ereignisse bevorstehen, und mahnt den mit Liechtenstein und Rosenberg verwandten Häusern. [1][2][3]

Ort: Freyung 6 (Schottenhof) · Bezug: Herrengasse 6-8

Geister im Schottenkloster

BERMANN(1880) p0951 Das Schottenkloster im 17. Jahrhundert.jpg

Das Schottenkloster (Darstellung 17. Jh.)

Viele Jahrhunderte lang will man im Kloster eine Erscheinung gesehen haben, die traurige Ereignisse ankündigt – meist den Tod eines Bruders oder sogar des Abtes. Ein Novize, so heißt es, sah die weiße Frau schweigend durch die Gänge schweben; ihr mantelloser, bis zum Boden reichender Talar glitt zur Gruft, in der sie seit Jahrhunderten ruhe. [4]

Historischer Hintergrund

Zur Einordnung: Bertha von Liechtenstein (geb. 1430; gest. 1476 in Wien) war eine geborene Rosenberg und Wohltäterin; die Weiße-Frau-Motivik ist im mitteleuropäischen Adel verbreitet und diente als Omenfigur. In Wien wurde wiederholt von einer weißen Frau im Schottenhof berichtet; auch Grillparzer soll die Legende gekannt haben – er wuchs als Kind im Bereich des Schottenhofs auf. Ihr Palais verortet die Überlieferung an der Herrengasse 6-8, wo heute das Hochhaus steht. [5][6][7]

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Quellen

  1. Heinrich Moritz Penn: Die Geschichte der Stadt Wien und ihrer Vorstädte. Wien 1880, S. 272.
  2. BLKÖ (Wikisource): Liechtenstein, Bertha von.
  3. Gustav Gugitz: Die Sagen und Legenden der Stadt Wien. Wien 1952, Nr. 45, S. 67; sagen.at.
  4. Gustav Gugitz: Die Sagen und Legenden der Stadt Wien. Wien 1952, Nr. 45, S. 67; sagen.at.
  5. Heinrich Moritz Penn: Die Geschichte der Stadt Wien und ihrer Vorstädte. Wien 1880, S. 272.
  6. Wiener Zeitung: Mittelalterliches Treiben (Zeitreisen), Hinweise zur Wiener Weiße-Frau-Überlieferung und Grillparzer-Bezug.
  7. BLKÖ (Wikisource): Liechtenstein, Bertha von.