Stadtökologie in Wien
Stadtökologie beschreibt das Zusammenspiel von Stadtentwicklung, Natur und Mensch. In Wien geht es dabei um die Frage, wie Parks, Bäume, Flüsse, versickerungsfähige Böden, begrünte Fassaden und Dächer, aber auch Tiere und Pflanzen dazu beitragen, die Stadt lebenswert, klimaresilient und artenreich zu halten. Stadtökologie in Wien ist damit sowohl Forschungsfeld als auch praktisches Arbeitsprogramm.
Was Stadtökologie bedeutet
Unter Stadtökologie versteht man die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Lebensräumen in Städten und mit der Stadt als Ökosystem. Sie untersucht, wie sich Klima, Böden, Wasserhaushalt, Pflanzen- und Tierwelt in verdichteten Räumen verändern und welche Rolle der Mensch als prägender Faktor spielt.[1]
In Wien hat sich der Begriff aus der Naturschutzarbeit, der Raumplanung und der Klimawandelanpassung heraus entwickelt. Stadtökologie ist hier eng verbunden mit Themen wie Stadtklima, Grüner Infrastruktur, Biodiversität, Boden- und Wasserschutz, Lärmminderung und Lebensqualität im dicht bebauten Raum.
Stadtökologie in Wien: Rahmen und Strategien
Die Stadt Wien verankert Fragen der Stadtökologie in mehreren strategischen Programmen. Im Rahmen der Smart-City-Strategie gibt es einen eigenen Zielbereich Stadtökologie, Umwelt und Wasser, in dem Ziele für gesunde Böden, saubere Luft, sparsamen Flächenverbrauch, den Schutz von Grünräumen und die Sicherung der Wasserversorgung formuliert werden.[2]
Parallel dazu arbeitet die Stadt an einer Wiener Biodiversitätsstrategie, die darauf abzielt, die biologische Vielfalt im gesamten Stadtgebiet zu sichern, zu verbessern und wo nötig wiederherzustellen. Genannt werden unter anderem Renaturierungsprojekte, der Schutz von Lebensräumen in der Stadt und eine stärkere Vernetzung von Naturschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen.[3]
Eine wichtige Rolle spielt zudem die Umweltschutzabteilung der Stadt Wien (MA 22), die unter anderem für Naturschutz, Luftreinhaltung, Lärmschutz und Umweltberatung zuständig ist und damit viele klassische Aufgaben der Stadtökologie betreut.[4]
Grüne Infrastruktur und kühlende Stadt
Stadtökologie in Wien zeigt sich sehr konkret in der Förderung von Grüner Infrastruktur. Parks, Alleen, innerstädtische Wälder, naturnah gestaltete Uferbereiche, Kleingärten, Friedhöfe und begrünte Innenhöfe bilden ein Netzwerk von Flächen, die Lebensraum für Tiere und Pflanzen bieten und zugleich das Stadtklima verbessern. Bäume spenden Schatten, verdunstendes Wasser kühlt die Luft, durchlässige Böden ermöglichen Versickerung und entlasten Kanalisation und Gewässer.
Besonders sichtbar ist der Schwerpunkt auf Dach- und Fassadenbegrünungen. Studien und Praxisbeispiele zeigen, dass begrünte Dächer und Wände die Aufheizung versiegelter Flächen bremsen, Staub binden und das Mikroklima verbessern.[5] Die Stadt Wien unterstützt dies mit Beratungsangeboten und Förderungen: Für Fassadenbegrünungen können je nach Projektumfang erhebliche Zuschüsse beantragt werden, und es gibt eigene Beratungsstellen, die bei der Planung helfen.[6]
Auch Dachbegrünungen werden in Wien verstärkt umgesetzt und gefördert. Sie reichen von extensiven Gründächern mit robusten Pflanzen bis zu intensiv genutzten Dachgärten mit Aufenthaltsqualität. Solche Dächer puffern Temperaturspitzen, speichern Regenwasser, bieten Nahrung und Nistmöglichkeiten für Insekten und Vögel und können mit Photovoltaik kombiniert werden.
Biodiversität in der Großstadt
Wien besitzt im Stadtgebiet eine überraschend hohe Artenvielfalt. Dazu tragen große Schutzgebiete wie der Nationalpark Donau-Auen, der Wienerwald, naturnahe Bereiche an Donau, Wienfluss und Liesing, aber auch innerstädtische Parks, Friedhöfe und Brachen bei. Unterschiedliche Lebensräume liegen auf engem Raum beieinander und ermöglichen es vielen Arten, sich an die Stadt anzupassen.
Zu den Schwerpunktthemen zählt die Förderung von Bestäubern wie Wild- und Honigbienen. Blühstreifen, insektenfreundliche Staudenpflanzungen und naturnahe Pflege von Parkwiesen sollen Nahrungsangebot und Lebensräume sichern und erweitern. Stadtimker:innen leisten einen Beitrag zur Bestäubung und machen zugleich sichtbar, dass Lebensmittelproduktion auch in der Großstadt stattfinden kann; dazu siehe auch Bienen in Wien.
Die geplante Biodiversitätsstrategie der Stadt verknüpft diese Aktivitäten mit Naturschutz- und Klimazielen und betont, dass genetische Vielfalt, Arten- und Lebensraumvielfalt im gesamten Stadtgebiet erhalten und gestärkt werden müssen.[7]
Stadtökologie im Alltag
Stadtökologie ist nicht nur Sache von Verwaltung und Forschung, sondern auch Teil des Alltags der Bewohnerinnen und Bewohner. Wer im Hof, im Gemeinschaftsgarten oder auf dem Balkon heimische Stauden setzt, auf Pestizide verzichtet oder Regenwasser zurückhält, trägt ebenso zur ökologischen Qualität der Stadt bei wie Initiativen, die Bäume pflanzen oder Flächen entsiegeln.
In Wien gibt es unterschiedliche Bürger:innenprojekte und Beteiligungsformate zu Stadtnatur, etwa Gemeinschaftsgärten, Baumpatenschaften, Schulprojekte oder naturpädagogische Angebote in Parks. Viele dieser Aktivitäten richten sich bewusst an Kinder und Jugendliche, damit die kommende Generation ihre Stadt als lebendigen Naturraum erlebt und mitgestaltet.
Beratung und Anlaufstellen in Wien
Wer sich intensiver mit Stadtökologie in Wien beschäftigen möchte, findet eine Reihe von Anlaufstellen. Die Umweltschutzabteilung MA 22 bietet Informationen zu Naturschutz, Stadtklima, Biodiversität, Boden- und Wasserschutz sowie zu rechtlichen Rahmenbedingungen.[8] Die Wiener Umweltanwaltschaft stellt Hintergrundinformationen, Stellungnahmen und Materialien zu Stadtökologie, Dach- und Fassadenbegrünungen und Klimawandelanpassung bereit.[9]
Zudem informieren die Smart-City-Plattformen der Stadt über Ziele und Projekte im Bereich Stadtökologie, Umwelt und Wasser, während die Biodiversitätsstrategie Hinweise auf konkrete Leitprojekte und Maßnahmen zur Sicherung der biologischen Vielfalt gibt.[10]
Stadtökologie in Wien bleibt ein dynamisches Feld: Mit zunehmender Verdichtung, Klimawandel und gesellschaftlichen Erwartungen an eine lebenswerte Stadt werden ökologische Fragen in Planung, Bau und Nutzung des öffentlichen Raums weiter an Bedeutung gewinnen.
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Quellen
- ↑ Artikel Stadtökologie in der deutschsprachigen Wikipedia, Überblick über Begriffsverwendung und Forschungsansätze, de.wikipedia.org.
- ↑ Smart City Wien: Zielbereich Stadtökologie, Umwelt & Wasser, strategische Ziele zu Boden, Wasser, Luft und Grünraum, smartcity.wien.gv.at.
- ↑ Stadt Wien: Wiener Biodiversitätsstrategie „Renaturieren, biologische Vielfalt sichern, klimafit werden“, Presseaussendung vom 12. Juli 2024, wien.gv.at.
- ↑ Stadt Wien: Umweltschutz (MA 22), Aufgaben und Kontakt der Umweltschutzabteilung, wien.gv.at.
- ↑ Wiener Umweltanwaltschaft (WUA): Stadtökologie, Informationen zu Dach- und Fassadenbegrünung, Baumbestand und Kühlung der Stadt, wua-wien.at.
- ↑ Stadt Wien: Fassadenbegrünung – Vorteile, Beratung und Förderung, Informationen zu Förderhöhe und Beratung, wien.gv.at.
- ↑ Stadt Wien: Wiener Biodiversitätsstrategie „Renaturieren, biologische Vielfalt sichern, klimafit werden“, Presseaussendung vom 12. Juli 2024, wien.gv.at.
- ↑ Stadt Wien: Umweltschutz (MA 22), Aufgaben und Kontakt der Umweltschutzabteilung, wien.gv.at.
- ↑ Wiener Umweltanwaltschaft (WUA): Stadtökologie, Informationen zu Dach- und Fassadenbegrünung, Baumbestand und Kühlung der Stadt, wua-wien.at.
- ↑ Smart City Wien: Zielbereich Stadtökologie, Umwelt & Wasser, strategische Ziele zu Boden, Wasser, Luft und Grünraum, smartcity.wien.gv.at.