Stephansdom:Orgeln

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Stephansdom
Orgeln im Stephansdom

1., Innere Stadt Stephansdom

Kurzüberblick: Riesenorgel 2020 (Rieger) – Domorgel 1991 (Rieger) – Haydn-Orgel 2009 (mobil) – Truhenorgel 2005.


Überblick & System

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Symbolbild: Westempore mit Riesenorgel-Prospekt

Der Stephansdom verfügt heute über ein gekoppeltes Orgel-System: die große Riesenorgel auf der Westempore und die ebenerdige Dom-/Chororgel im Südseitenschiff. Zwischen 2017 und 2020 wurden beide Instrumente technisch zusammengeführt; es gibt eine zentrale fahrbare Spielanlage im Langhaus, von der aus beide Orgeln gemeinsam spielbar sind. Die Riesenorgel umfasst fünf Manuale und 130 Register; die Domorgel verfügt über 55 Register auf vier Manualen. Ergänzend stehen die mobile Haydn-Orgel (2009) und eine Truhenorgel (2005) für Liturgie und Continuo bereit.[1][2]

Riesenorgel (Westempore) – Kauffmann 1960 → Rieger 2020

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Westempore mit Kauffmann-Prospekt (1960)

Nach dem Dombrand 1945 entstand 1956 - 1960 auf der Westempore ein monumentales Neubau-Instrument von Johann M. Kauffmann mit drei Brüstungspositiven. Die Orgel wurde am 2. Oktober 1960 geweiht und besaß 125 Register auf vier Manualen und Pedal (rund 10.000 Pfeifen) – damals die größte je in Österreich errichtete Orgel und das größte Musikinstrument der Republik. In den Jahrzehnten danach erwiesen sich Akustik und Technik im Domraum als problematisch; nach der Inbetriebnahme der ebenerdigen Domorgel (Rieger, 1991) wurde die Kauffmann-Orgel stillgelegt.[3]

2017 bis 2020 wurde die Riesenorgel durch "Rieger Orgelbau" grundlegend erneuert und in das gemeinsame Dom-Orgelsystem eingebunden. Unter Wiederverwendung eines Teils des Pfeifenwerks entstand ein fünfmanualiges Großinstrument mit 130 Registern hinter dem denkmalgeschützten Prospekt. Die Segnung erfolgte am 4. Oktober 2020 durch Kardinal Christoph Schönborn in Anwesenheit von Bundespräsident Alexander Van der Bellen; in der Festmesse erklang die Messe „Salve Regina“ von Yves Castagnet für Chor und zwei Orgeln.[4]

Ort: Westempore (Prospekt seit 1960; erneuerte Riesenorgel seit 2020)
Dom-/Chororgel (1991, Rieger)

Wien - Stephansdom, Domorgel (Rieger-Orgel).JPG

Dom-/Chororgel an der Südwand, nahe der Vierung

Um Liturgie und Gemeindegesang im riesigen Raum präzise zu führen, wurde 1991 eine neue Dom-/Chororgel ebenerdig errichtet (Rieger): 55 Register, 4 Manuale und Pedal; mechanische Traktur/Schleifladen; Klangkonzept mit starkem Schwellwerk für französisch-romantische und englische Kathedral-Literatur. Sie ist eigenständig spielbar und zugleich an die gemeinsame Spielanlage mit der Riesenorgel angebunden.[5][6][7]

Haydn-Orgel (2009, mobil)

Wien - Stephansdom, Haydn-Orgel.JPG

Kompaktinstrument für Seitenaltäre und Konzerte

Im Haydn-Jahr 2009 ließ der Dom eine mobile Kleinorgel errichten (Rieger; 12 Register, II/P). Das Instrument kann per integrierter Ameise im Dom frei positioniert werden und dient der liturgischen Versorgung an Seitenaltären sowie konzertanten Einsätzen. Sie wurde in ihrer Gestaltung an die Domorgel angelehnt.[8][9][10]

Truhenorgel (2005)

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Truhenorgel in der Prinz-Eugen-/Kreuzkapelle

Für Werktagsgottesdienste und als Continuo-Instrument steht eine Truhenorgel (Jens Steinhoff, 2005) bereit: I/5; transponierbar (a¹ 415/440/465 Hz). Standort: Prinz-Eugen- bzw. Kreuzkapelle am Westende des Doms.[11][12]

Zeitleiste
Jahr Ereignis
1334 Erste Orgel am Stephansdom belegt (spätere Verlegung 1513 auf Pilgrams Orgelbühne).
1507 Großorgel am Füchselbaldachin (Burchhard Tischlinger); 1545 Erweiterung (Jacob Kunigschwerdt).
1886 Westemporen-Orgel von E. F. Walcker (Riesenorgel).
1945 Zerstörung der Walcker-Orgel im Dombrand (April 1945).
1960 Großorgel von Johann M. Kauffmann auf der Westempore (später unbefriedigende Nutzungssituation).
1991 Neue Dom-/Chororgel (Rieger), 55 Register, IV/P, im Südseitenschiff.
2005 Truhenorgel (Jens Steinhoff), I/5, transponierbar
2009 Mobile Haydn-Orgel (Rieger), 12 Register, II/P; frei positionierbar im Dom.
2017–2020 Neubau/Neu­konzeption der Riesenorgel (Rieger), 5 Manuale/130 Register; Kopplung mit Domorgel; zentrale fahrbare Spielanlage.
4.10.2020 Weihe der neuen Riesenorgel (Verschiebung wegen COVID-19 von Ostern 2020).
2024 Zusätzlicher 5-manualiger Generalspieltisch auf der Westempore installiert (neben dem mobilen Hauptspieltisch).
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Quellen

  1. Wiener Dommusik, Überblick Orgeln.
  2. Wiener Dommusik, Riesenorgel (Rieger 2020).
  3. Kauffmann-Orgel (1956 - 1960) mit drei Brüstungspositiven; 125 Register/ca. 10.000 Pfeifen; Weihe 2.10.1960; größte Orgel Österreichs; Stilllegung nach 1991.
  4. Rieger-Neukonzeption 2017–2020; 5 Manuale/130 Register; Segnung 4.10.2020; Salve Regina (Castagnet) in der Festmesse.
  5. Wikipedia: Orgeln des Stephansdoms (Domorgel 1991, 55/4028, IV/P).
  6. organindex.de: Wien – Stephansdom (Chororgel).
  7. Stephansdom (offiziell): Dom im Detail – Chororgel.
  8. Wikipedia: Orgeln des Stephansdoms – Haydn-Orgel (2009, mobil, 12 Register; Ameise).
  9. Rieger Orgelbau: Projektseite Haydn-Orgel (Fertigstellung 24.10.2009; II/P, 12).
  10. OrgelDB EDW: Haydn-Orgel (Weihe 24.10.2009; Wally/Dolezal).
  11. Wiener Dommusik: Truhenorgel (Steinhoff 2005; I/5; Standort/Verwendung).
  12. Musiklexikon Österreich: St. Stephan (Wien) – Kleininstrumente, Haydn-Orgel/Truhenorgel.