Stephansdom: Der Zahnweh-Herrgott
1., Innere Stadt Stephansdom Medizin in Wien
Historischer Hintergrund
Die traurige Figur wurde 1625 durch den Hofmeister der Laurenzerinnen, Wolf Salzmann, errichtet.
Zahnweh war im Mittelalter sehr gefürchtet, weil die Behandlung im „Herausbrechen“ bestand. Die Behandlung wurde auf Jahrmärkten von Kurpfuschern und Quacksalbern ausgeübt. Bevor man sich also auf so eine Behandlung einließ, versuchte man es mit alternativen Heilmitteln. Schon im Jahr 1080 n.Chr. wurde in den Schriften des Constantinus Africanus 185 Pflanzen angeführt, wie Weinessig, Knoblauch, Zimt, Alaun, Arsen, Kamille, Wachs, Bilsenkraut, Honig und Myrrhe. Sie alle sollten den Schmerz lindern oder sogar heilen.
Lange Zeit wurde auch Bilsenkraut bei Entfernung von „Zahnwürmern“ eingesetzt. Dazu leitete man den schmerzstillenden Rauch des Bilsenkrautes mittels eines Trichters auf den kranken Zahn und holte den „Wurm“ (den es natürlich nicht gibt) mit dem weißen Kern des Bilsenkrautsamens auf spektakulärer Weise heraus. Die naiven Zuschauer waren beeindruckt.
Noch im 16. Jahrhundert und sogar später machten dubiose Medikamentenverkäufer und fahrende Zahnbrecher gutes Geschäft. Sie boten als fahrende Händler Linsenbrei gegen Abszesse im Mund und Pfefferbrei gegen Zahngeschwulst an.
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