Wiener Maßeinheiten

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Geschichte Wiens, Banken & Finanzwesen
Wiener Maßeinheiten
Hier finden sich kurze Erklärungen zu Wiener Maßeinheiten.


Warum Maße in Wien schwankten

Historische Maßeinheiten waren in Wien nicht immer stabil. Viele Begriffe bezeichneten zwar ein „System“ (etwa Eimer, Maß oder Metzen), ihre exakten Inhalte konnten sich jedoch regional und zeitlich verändern, weil sie an Besteuerung, Marktregeln, Eichpraxis und lokale Gewohnheiten gebunden waren. Gerade bei Getränkemaßen ist diese Dynamik gut sichtbar, weil Steuer- und Abgabenregelungen Einfluss auf die tatsächlich verwendeten Hohlmaße hatten. Mit der allmählichen Vereinheitlichung von Maß und Gewicht wurde versucht, diese Unterschiede zu reduzieren, bevor im 19. Jahrhundert das metrische System die alten Maße endgültig ablöste.

Normierung und Eichwesen

Im 17. und 18. Jahrhundert wurden für Wien und Niederösterreich wiederholt Maßnahmen gesetzt, um gebräuchliche Maße verbindlicher zu fassen und im öffentlichen Verkehr zu kontrollieren. Solche Schritte sind eng mit dem Eichwesen verbunden, also der Überprüfung und Beglaubigung von Maßgefäßen, Waagen und Längenmaßen. Die Entwicklung zeigt, dass die städtische Alltagsökonomie nicht nur von Handel und Handwerk, sondern auch von Standardisierung und Kontrolle geprägt war.

Achtering, Eimer und Seitel

Der "Achtering", auch "Echtrin" oder "Maß", war ein Hohlmaß, das zur Abmessung von Getränken verwendet wurde. Da sich die Getränkesteuer in Wien laufend änderte, verringerte sich damit auch die Einheit des Achtering. Als Teil eines "Eimers", der 58,0037 Liter hatte, passten bei Einführung noch um 1350 30 Achtering in einen Eimer, 1569 waren es schon 41. Dieses Maß, das 1,41 Litern entsprach, hielt sich dann bis 1826. Mit Einführung des metrischen Systems verschwand das alte Hohlmaß. [1]

flüssige Hohlmaße [2]
Pfiff = 177,221 ml
Seidel = 2 Pfiff = 354,443 ml
Maß = 4 Seidel = 0,0448 Kubikfuss = 1,41777 l
Eimer = 40 Maß = 160 Seidel = 56,71080 l
feste Hohlmaße
Becher = 480,366 ml
Futtermaßel = 2 Becher = 960,732 ml
Massel = 4 Futtermassel = 3,842 926 l
Metzen = 16 Massel = 1,9471 Kubikfuß = 61,486 820 l (im 18. Jahrhundert als Stockerauer Metzen bezeichnet)
Muth = 30 Metzen = 1,844 605 m³
Klafter (Holzmaß für 1/2 Klafter lange Scheite) = 1/2 Kubikklafter = 3,410 496 Raummeter

Umstellung auf das metrische System

Das metrische Maß- und Gewichtssystem war in Österreich ab 1. Jänner 1873 fakultativ und ab 1. Jänner 1876 obligatorisch gültig. Damit wurden Meter, Kilogramm und Liter zum verbindlichen Standard, während ältere Einheiten im öffentlichen Verkehr schrittweise verschwanden. Für historische Quellen bedeutet das: In Dokumenten vor 1876 begegnen oft weiterhin Wiener Maße, während spätere Akten zunehmend metrische Angaben führen oder Umrechnungen enthalten.

Häufige Wiener Maßeinheiten (Auswahl)

Bereich Einheit (Wien) Orientierung / metrische Größe
Flüssigkeiten Maß ca. 1,4147 Liter
Flüssigkeiten Eimer ca. 56,6–58 Liter (je nach Zeitraum; oft als 40 Maß geführt)
Flüssigkeiten Seitel ca. 0,3537 Liter
Trockene Hohlmaße Metzen ca. 61,4868 Liter
Länge Klafter ca. 1,8965 Meter
Länge Elle ca. 0,7776 Meter


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Quellen

  1. Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Bd. 1. Kremayr & Scheriau, Wien 1992, S. 9
  2. https://de.wikipedia.org/wiki/Alte_Ma%C3%9Fe_und_Gewichte_(%C3%96sterreich)