Abraham a Santa Clara wettet

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Sagen und Legenden
Abraham a Santa Clara wettet



1., Innere Stadt Am Hof Hofburg 9., Alsergrund

So umstritten der Pater war, er hatte das Talent, Belehrungen und Ermahnungen in kurzweilige Erzählungen zu fassen und damit seine Zuhörer in den Bann zu ziehen. Auch Kaiser Leopold I. war ein Fan seiner Predigten und ernannte ihn 1677 zum Hofprediger. Dass Abraham a Santa Clara auch Gutes tat, erzählt diese Legende.


Die Wette: Weinen und Lachen zugleich

BERMANN(1880) p1033 Pater Abraham Sancta Clara.jpg

Abraham a Santa Clara, Bermann

Während in Lichtental nach einem verheerenden Brand viele alles verloren hatten, warb der Hofprediger Abraham a Santa Clara bei einer Festgesellschaft am Hof um Spenden – vergeblich. Da bot er eine Wette an: Er werde so predigen, dass die einen weinten, während die anderen gleichzeitig lachten.

Man setzte zwei Reihen Edelleute einander gegenüber, Abraham stellte sich dazwischen. Er schilderte das Elend der Abgebrannten so eindringlich, dass der vordere Zug Tränen nicht halten konnte – und zugleich ließ er hinter seinem Rücken (für die zweite Reihe) einen Fuchsschwanz wedeln. Dort brach Gelächter aus. Die Wette war gewonnen; die Hüte gingen herum, Goldmünzen fielen reichlich, und Abraham brachte das Geld noch am selben Tag nach Lichtental, wo es verteilt wurde. [1]

Ort: Festsaal der Hofburg / Am Hof; Hilfeleistung in Lichtental

Historischer Hintergrund

Zur Einordnung: Abraham a Santa Clara (Johann Ulrich Megerle, 1644–1709) war 1677 Hofprediger in Wien. Die Wette gehört zur populären Legendenbildung um seine Beredsamkeit und Sozialtätigkeit; in der Forschung gilt sie als exemplarische Moralgeschichte, nicht als gesichertes Ereignis. [2]

Vertiefende Informationen: A Santa Clara, Abraham · Am Hof · Hofburg · 9. Bezirk - Alsergrund

Eine Langversion

WMK - Abraham a Santa Clara.jpg

Abraham a Santa Clara

Zu dieser Zeit brach in Lichtental (damals eine eigenständige Gemeinde, heute Teil des 9. Bezirks) ein Brand aus, der dazu führte, dass Viele ihr gesamtes Hab und Gut verloren. Das Elend war unbeschreiblich.

Als der Prediger bei einem Fest am Hof unter vielen Edelleuten vorschlug, dass diese doch den Elenden spenden sollten, war das Echo nicht sehr groß, die Münzen flossen spärlich. Also schlug er der Gesellschaft eine Wette vor: Er wolle eine Predigt halten, bei der die Einen weinten, und gleichzeitig die anderen lachten. Sollte er die Wette verlieren, müsste jeder Edelmann eine Goldmünze in den Topf legen, sollte jedoch er verlieren, müsse er selbst eine großzügigen Betrag stiften. Die Edelmänner gingen darauf ein, da sie sich Ihres Gewinnens sehr sicher waren; wie sollte es möglich sein, dass die gleichen Worte so unterschiedliche Reaktionen verursachen, dass einer weint und der andere lacht?

Und so versammelten sich alle in einem großen Saal der Hofburg und setzte die edlen Herren so hin, dass die einen in einer langen Reihe auf ihren Sesseln saßen und die anderen in einer zweiten Reihe ihnen gegenüber. Er selbst stellte sich so in die Mitte, dass er der einen Reihe sein Gesicht zeigte, der anderen seinen Rücken, und begann mit seiner Rede.

Er schilderte in herzergreifenden Worten von hungernden Kindern, den weinenden Frauen und verzweifelten Männern - die Edelleute konnten - so sehr sie auch dagegen ankämpften - nicht anders, als dass ihnen bei der Schilderung die Tränen aus den Augen quollen. Ganz plötzlich nahm er einen Fuchsschwanz aus der Kutte, befestigte diesen an seiner hinteren Seite und wedelte damit herum. Die Reihe, die hinter ihm saß, brach in schallendes Gelächter aus. Damit hatte der Pater die Wette gewonnen.

Gerne gaben die Edelmänner nun ihre Goldmünzen in den Topf und überglücklich machte sich Abraham a Santa Clara nun mit einigen der Herren auf den Weg nach Lichtental und verteilte das Geld an die Abgebrannten. Das gute Beispiel gebend folgten nun viele Wiener mit Spenden, sodass den Armen wirklich geholfen war.[3]


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Quellen

  1. Überlieferung der Wiener Sagenliteratur; vgl. Holczabek/Winter 1901.
  2. SAGEN.at: Abraham a Sancta Clara wettet (Langfassung der Legende).
  3. Johann W. Holczabek, Adalbert Winter: Sagen und Geschichten der Stadt Wien. Zweites Bändchen. Wien 1901