Ahasver - Der Ewige Jude

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Sagen und Legenden
Ahasver - Der Ewige Jude



Ahasver am Riesentor

BERMANN(1880) p0406 Das Riesenthor.jpg

Das Riesentor des Stephansdoms

Einmal stand ein Mädchen, dessen Vater im Sterben lag, vor dem Riesentor am Stephansplatz und bettelte die Vorbeigehenden um Lebensjahre für ihren Vater an. Von einem Jüngling und einer Frau hatte das Kind auf diese Weise schon einige Lebensjahre erhalten.

Da kam ein uralter großer Mann mit Schlapphut und zerfetztem Mantel, lang flatterndem weißen Kopf- und Barthaar, die Füße in schweren, großen und eisenbeschlagenen Schuhen steckend, daher. Auch ihn bettelte das Mädchen an.

Da schenkte er dem Kinde unter Schelten und Fluchen alle Jahre, die er noch zeitlos zu durchwandern hatte, und verschwand. Das war Ahasver, den man seither nicht mehr gesehen hat. [1]

Ort: Riesentor des Stephansdoms

Historischer Hintergrund

Zur Einordnung: Der Ewige Jude (Ahasver) ist eine europaweit verbreitete Sagenfigur der Frühen Neuzeit; die Wiener Erzählung lokalisiert das Motiv am Stephansdom. Varianten verbinden Ahasver mit asketischer Buße oder wundersamer Lebenszeit. Aus heutiger Sicht ist wichtig: Das Motiv transportierte historisch oft stereotype Vorstellungen über Jüdinnen und Juden. Die Erzählung wird hier als Teil der Stadtfolklore dokumentiert und kontextualisiert.

Hinweis – Stephansdom-Legenden: Eine Sammlung weiterer Erzählungen rund um den Dom findest du über die Sagen um den Stephansdom.

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Quellen

  1. Quelle: Gugitz, Gustav, Die Sagen und Legenden der Stadt Wien, Wien 1952, S. 156, https://www.sagen.at/