Amphibien in Wien

Aus City ABC

Amphibien gehören zu den versteckteren Mitbewohnern der Stadt. Frösche, Kröten, Unken, Molche und Salamander leben zwischen Gartenteichen, Auwäldern, Waldtümpeln und temporären Lacken. In Wien wurden bislang 17 Amphibienarten nachgewiesen, vom Donau-Kammmolch über Laub- und Springfrosch bis zur Rotbauchunke. Alle Amphibienarten in Wien sind nach dem Wiener Naturschutzgesetz streng geschützt.[1][2]

Artenvielfalt der Amphibien in Wien

Amphibien, auch Lurche genannt, leben im Lauf ihres Lebens sowohl im Wasser als auch an Land. Die Larven atmen über Kiemen im Wasser, die erwachsenen Tiere meist über Lungen und Haut an Land. In Wien sind 17 Arten nachgewiesen, darunter mehrere Molch-, Frosch- und Krötenarten sowie der Feuersalamander.[3][4]

Zu den typischen Wiener Amphibien zählen etwa:

  • Erdkröte, Wechselkröte, Knoblauchkröte
  • Grasfrosch, Springfrosch, Teichfrosch, Laubfrosch, Moorfrosch
  • Donau-Kammmolch, Alpenkammmolch, Bergmolch, Teichmolch
  • Gelbbauchunke und Rotbauchunke
  • Feuersalamander in feuchten Wäldern und Quellbereichen

Viele dieser Arten sind auch österreichweit gefährdet. Amphibien zählen zu den am stärksten bedrohten Tiergruppen Europas; Lebensraumverlust, Schadstoffe, Verkehr und Krankheiten setzen ihnen zu.[5]

Lebensräume in der Stadt

Amphibien brauchen Wasser zum Laichen und strukturreiche Landbereiche zum Überwintern und Jagen. In Wien finden sie geeignete Lebensräume in den Auen an der Donau, in Wald- und Wiesenbereichen des Wienerwalds, auf der Donauinsel, in Schutzgebieten, Parks, Kleingärten und naturnahen Privatgärten.

Auf der Donauinsel wurden Studien zufolge elf der in Österreich vorkommenden Amphibienarten sowie der Hybridkomplex des Wasserfroschs nachgewiesen. Die Insel bietet mit Altarmresten, temporären Lacken und künstlich angelegten Teichen ein dichtes Netz an Laichgewässern.[6]

Im Wienerwald, etwa im Bereich Schottenwald, Hanslteich oder entlang von Waldwegen, leben Erdkröten, Springfrösche, Molche und Feuersalamander. Sie nutzen temporäre Tümpel, Waldteiche und wasserführende Gräben zum Laichen und verbringen den Rest des Jahres in Erdhöhlen, unter Totholz oder in Spalten von Mauern und Böschungen.[7]

Auch im dicht bebauten Stadtgebiet gibt es Amphibien. Gartenteiche in Kleingartenanlagen, Biotope in Parks, Wasserflächen in Schulhöfen oder am Stadtrand angelegte Ausgleichsgewässer werden zunehmend bewusst so gestaltet, dass sie Fröschen, Molchen und Kröten Lebensraum bieten.[8]

Amphibienwanderung und Amphibienschutz

Ein zentrales Kapitel der Amphibiengeschichte in Wien spielt sich jedes Frühjahr auf den Straßen ab. Wenn im Spätwinter und Frühling die Temperaturen steigen, wandern Erdkröten, Frösche, Molche und andere Amphibien aus ihren Winterquartieren zu den Laichgewässern. Diese Wanderung findet vor allem in den Abend- und Nachtstunden statt und konzentriert sich auf wenige Wochen zwischen etwa Februar und April.[9][10]

An vielen Stellen kreuzen dabei Straßen die Wanderwege. Ohne Schutzmaßnahmen würden dort Jahr für Jahr hunderte Tiere überfahren. Die Stadt Wien und Naturschutzorganisationen betreiben daher Amphibienzäune, Unterführungen und Sammelstellen. Ein bekanntes Beispiel ist der Amphibientunnel an der Amundsenstraße beim Schottenwald, über den Erdkröten und Frösche die Straße seit 2013 gefahrlos unterqueren können.[11]

Weitere Hotspots liegen etwa entlang von Sophienalpenstraße, Hanslteich, Neuwaldegg oder im Bereich der Mauerbachstraße beim Schloss Laudon. Dort kommen während Wanderperioden in einzelnen Nächten mehrere Dutzend bis über hundert Tiere zusammen; Ehrenamtliche sammeln sie an Amphibienzäunen und tragen sie über die Straßen hinweg zu den Laichgewässern.[12][13]

Medienberichte halten fest, dass der Beginn der Wandersaison stark vom Wetter abhängt. Milder Regen im späten Winter, Temperaturen im Plusbereich und frostfreie Nächte lösen in Wien regelmäßig den „Startschuss“ für die Amphibienwanderungen aus.[14]

Amphibien im Garten und in der Stadtnatur

Nicht alle Amphibien wandern weite Strecken. Kleinere Populationen leben in Gartenteichen, Parkbiotopen oder Schulhöfen, wenn diese dauerhaft Wasser führen, flache Ufer, Verstecke und eine gute Wasserqualität bieten. Amphibien sind empfindlich gegenüber Schadstoffen und brauchen eine Kombination aus sonnigen und beschatteten Bereichen, Totholz, Stein- und Laubhaufen sowie Versteckmöglichkeiten an Land.[15]

In dicht bebauten Gebieten versuchen Projekte wie das neu angelegte Biotop auf der „Schmetterlingswiese“ im Wiener Augarten, Amphibien und anderen Wasserbewohnern wieder Lebensraum zu geben. Lehrlinge der Wiener Stadtgärten waren bei Planung und Bau beteiligt und lernen so Amphibienschutz in der Praxis kennen.[16]

Amphibien leisten in der Stadt wichtige ökologische Dienste. Sie fressen Insekten, darunter auch Mückenlarven, und stehen selbst als Beute im Nahrungsnetz. Die Stadt Wien weist in Presseaussendungen ausdrücklich darauf hin, dass Amphibien als natürliche Bekämpferinnen von Gelsen und Mücken wertvolle Helfer im Stadtsommer sind.[17]

Bedrohungen und Schutzstatus

Amphibien sind in Wien und darüber hinaus stark gefährdet. Alle in Wien vorkommenden Arten sind nach dem Wiener Naturschutzgesetz streng geschützt; es ist verboten, ihnen nachzustellen, sie zu verletzen oder ihre Lebensräume zu zerstören.[18]

Zu den wichtigsten Gefährdungen zählen:

  • Zerschneidung der Lebensräume durch Straßen und Bebauung
  • Verlust und Verlandung von Laichgewässern
  • Schadstoffe wie Pestizide, Dünger und Straßenabwässer
  • Pilzerkrankungen und andere Krankheiten
  • Störungen an Laichgewässern durch intensive Freizeitnutzung

Artenschutzprogramme der Stadt, von Umweltanwaltschaft und Naturschutzorganisationen setzen daher auf eine Kombination aus Amphibienzäunen und -tunneln, Erhalt und Neuanlage von Laichgewässern, Beratung und Öffentlichkeitsarbeit. Broschüren und Online-Informationen erklären, wie Amphibienwanderstrecken funktionieren und wie man Amphibien im eigenen Umfeld schützen kann.[19]

Amphibien, Stadtökologie und Klimawandel

Amphibien sind ein wichtiger Teil der Stadtökologie in Wien. Sie zeigen an, ob Gewässer sauber sind, Uferzonen naturnah bleiben und Landbereiche genügend Verstecke bieten; vgl. Stadtökologie in Wien. Maßnahmen wie Entsiegelung, naturnahe Gestaltung von Teichen, Rückbau harter Uferverbauungen, Baumpflanzungen und das Schwammstadt-Prinzip helfen auch Amphibien, weil sie Wasser im System halten, Kleingewässer stabilisieren und Zonen mit hoher Luftfeuchtigkeit schaffen; vgl. Klimawandelanpassung in Wien.

Mit dem Klimawandel verändern sich Niederschlagsmuster, Trockenphasen und Extremwetterereignisse. Temporäre Gewässer können früher austrocknen, Winter werden milder und Wanderperioden verschieben sich. Fachbeiträge warnen, dass Amphibien als kälte- und feuchtigkeitsliebende Tiergruppe besonders sensibel reagieren und Anpassungsmaßnahmen daher auch ihre Lebensräume gezielt berücksichtigen sollten.[20]

In der finden sich neben den Amphibien weitere Gruppen, die mit Wasser und Feuchtigkeit verbunden sind, etwa Wasservögel in Wien oder künftige Beiträge zu Fischen und Libellen. Gemeinsam erzählen sie die Geschichte einer Stadt, in der Wasserflächen, Feuchtgebiete und naturnahe Biotope zentrale Bausteine einer lebendigen Stadtnatur sind.

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Quellen

  1. Stadt Wien: Amphibien in Wien – Video und Begleittext „Wiens geschützte Tierwelt“ mit Angaben zu 17 nachgewiesenen Arten, wien.gv.at/video.
  2. Stadt Wien: Geschützte Arten und Biotope – Abschnitt Amphibien, Hinweis auf strengen Schutz nach Wiener Naturschutzgesetz, wien.gv.at/umwelt/geschuetzte-arten-biotope.
  3. Wiener Umweltanwaltschaft: Amphibien in Wien – Artübersicht mit 17 nachgewiesenen Arten, wua-wien.at.
  4. NHM Wien / BirdLife: „Wien – Amphibien & Reptilien in der Großstadt“, 17 Amphibienarten im Stadtgebiet, nhm.at.
  5. UMWELTBERATUNG: „Im Reich der Wasserdrachen“ – Amphibien als weltweit stark bedrohte Tiergruppe, Hinweis auf 17 streng geschützte Amphibienarten in Wien, umweltberatung.at.
  6. Kogoj, E.: „Die Amphibien der Wiener Donauinsel“, Stapfia 51, 1997 – Nachweis von elf Amphibienarten und des Hybriden Rana esculenta auf der Donauinsel.
  7. Projekt „Amphibien-Wienerwald“: Schutzanlagen und Bestandsangaben für Hanslteich und weitere Amphibien-Hotspots am Stadtrand, amphibien-wienerwald.org.
  8. Laichgewässerkartierung Wien: Endbericht im Auftrag der MA 22, mit Beschreibung zahlreicher Laichgewässer im gesamten Stadtgebiet, wien.gv.at/studien.
  9. Naturschutzbund Wien: „Amphibienschutz in Wien“ – Beschreibung der Wanderzeit Februar bis Mai und der nächtlichen Aktivitätsmuster, naturschutzbund-wien.at.
  10. Wiener Umweltanwaltschaft: „Amphibien auf Wanderschaft – wie können wir helfen?“, Hinweise zu Wanderzeit, Wetterbedingungen und Schutzmaßnahmen, wua-wien.at.
  11. Stadt Wien: „Amphibien-Schutz durch neuen Tunnel“ – Amphibientunnel Amundsenstraße am Amphibien-Hotspot Schottenwald, wien.gv.at/umwelt/amphibientunnel-amundsenstrasse.
  12. Naturschutzbund Wien: „Amphibienschutz in Wien“ – Beschreibung der Sophienalpenstraße als besonders frequentierte Amphibienstrecke, naturschutzbund-wien.at.
  13. MeinBezirk: „Die große Krötenwanderung 2025 hat begonnen“, Bericht zu gefährlichen Stellen an der Mauerbachstraße beim Laudonschen Schloss, 7. März 2025.
  14. ORF Wien: „Regen als Auftakt für Amphibienwanderung“, Meldung zum Beginn der Amphibienwanderung in Wien, 15. März 2025.
  15. UMWELTBERATUNG: „Im Reich der Wasserdrachen“ – Tipps zur Gestaltung amphibienfreundlicher Gartenteiche in Wien, umweltberatung.at.
  16. Wiener Umweltanwaltschaft: „Neues Biotop auf der Schmetterlingswiese im Wiener Augarten“, Kooperationsprojekt mit den Stadtgärten, wua-wien.at.
  17. Stadt Wien: Presseinfo „Krötenwanderung beginnt – Amphibienschutz steht hoch im Kurs“, Hinweis auf Amphibien als natürliche Mückenbekämpferinnen, 2. März 2022, ots.at.
  18. Stadt Wien: „Geschützte Arten und Biotope“ – Rechtsstellung von Amphibien nach dem Wiener Naturschutzgesetz, wien.gv.at.
  19. Wiener Umweltanwaltschaft: „Amphibien auf Wanderschaft – wie können wir helfen?“, wua-wien.at; MA 22: „Amphibienschutz in Wien“, wien.gv.at/umwelt/amphibienschutz-lurche.
  20. Nationalparks Austria: „Amphibien on Ice?“ – Beitrag zu Amphibien, Winterruhe und Klimawandel, nationalparksaustria.at.