Sagen und Legenden
Das Anzeichen der Glocke der Loretokapelle
Das Anzeichen der Glocke der Loretokapelle
Augustinerkirche (Herzgruft)
Am 4. Juni 1726, so berichtet man, ging der P. Sacrista mit seinem Frater spätabends durch die Augustinerkirche, als sie an der Loretokapelle vorüberkamen. Da begann das kleine Glöcklein über der Kapelle – sonst das Zeichen für die Musicis – von selbst zu läuten, rasch und anhaltend. Beide erschraken und eilten davon. Bald darauf starb der gnädige Herr Baron von Thavonath, dessen Gruft an der Loretokapelle lag.
Schon zuvor, in der Nacht vom 5. September 1723, habe sich, bei verschlossenen Kirchentüren, Orgelmusik vernehmen lassen – nicht von Menschenhand gespielt, wie es die Dienerschaft im benachbarten Zinzendorf-Haus und vorbeiziehende Soldaten bezeugten. So galt das Läuten als Anzeichen: ein Vorbote für ein nahes Ereignis.
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Ort: Loretokapelle in der Augustinerkirche
Historischer Hintergrund
Zur Einordnung: Loretokapellen waren im Barock beliebte Andachtsorte. Berichte von selbsttätigem Glockenläuten oder nicht von Menschenhand gespielter Musik spiegeln frühneuzeitliche Deutungsmuster, in denen Zeichen als Omen verstanden wurden. Die hier überlieferten Ereignisse (1723/1726) sind in Wolfsgrubers Kapellengeschichte gesammelt und wurden von Gugitz in die Wiener Sagensammlungen übernommen.
Quellen
- ↑ Gustav Gugitz: Die Sagen und Legenden der Stadt Wien. Wien 1952, Nr. 62, S. 79.
- ↑ Cölestin Wolfsgruber: Geschichte der Loretokapelle bei St. Augustin in Wien. Wien 1886, S. 47–48.