Die Kreuzzüge und das Privilegium Minus

Aus City ABC

Geschichte Wiens
Die Kreuzzüge
Die Kreuzzüge und das Privilegium Minus – Wien liegt im Mittelalter am Tor zum Südosten. Kreuzfahrer ziehen durch, Herrscher reiten mit – und 1156 macht eine kaiserliche Urkunde aus der Ostmark ein Herzogtum: das Privilegium Minus.


Zwischen 1095 und 1221 initiierte die Lateinische Kirche Kriege gegen muslimische Staaten. diese Kreuzzüge waren wohl weniger religiös als wirtschaftlich motiviert, erfolgreich waren sie jedoch selten. Der Begriff "Kreuzzug" geht auf die Kleidung der bewaffneten Pilger zurück, das Kreuzzeichen wurde bei Ablegung des Kreuzfahrereides angebracht.

Durch die besondere Lage Wiens an der südöstlichen Grenze des Reichs, mussten die Truppen der Kreuzzüge durch die Stadt ziehen. Das führte dazu, dass sich Regenten den Zügen anschlossen, teilweise kehrten sie nicht mehr zurück.

Kurzüberblick

Wann? Wer? Worum geht’s?
1096–1099 (Erster Kreuzzug) Zug durch Wien; Ita von Formbach-Ratelnberg (Mutter Leopolds III.) beteiligt Pilgerheere auf dem Weg ins Heilige Land – nicht alle kehren zurück.
1147–1149 (Zweiter) Heinrich II. Jasomirgott & Otto von Freising Österreich reitet mit – und rückt politisch auf.
1156 Privilegium Minus Österreich wird Herzogtum; Erbfolge auch in weiblicher Linie; Residenz zieht von Klosterneuburg nach Wien → Die Babenberger-Residenz.
1189–1192 (Dritter) Leopold V. Belagerung von Akkon; Streit mit Richard Löwenherz
1197–1198 (ohne Nummer) Heinrich VI. & Friedrich I. Friedrich stirbt auf dem Zug; Gebeine 1198 in Heiligenkreuz bestattet.
1202–1204 (Vierter) Kreuzfahrer & Venezianer Statt Ägypten fällt Konstantinopel.
1217–1221 (Fünfter) Leopold VI. Ägypten-Feldzug; am Ende bleibt der Islam siegreich; 1291 fällt Akkon – Ende der Kreuzzugsbewegung (danach kämpfen Ritterorden).

Wien auf der Route – in fünf Bildern erzählt

  • Erster Kreuzzug (1096): Pilgerheere drücken durch die Stadt; Markgraf Leopold III. wächst in seine Rolle, seine Mutter Ita bricht ins Heilige Land auf – und kommt nicht wieder.
  • Zweiter Kreuzzug (1147–1149): Heinrich II. Jasomirgott und Otto von Freising sind dabei – Österreich mischt in der großen Politik mit.
  • 1156 – Privilegium Minus: Kaiserliche Aufwertung! Österreich wird Herzogtum, Erbfolge auch durch die weibliche Linie; die Hofhaltung übersiedelt nach Wien – der Startschuss für Die Babenberger-Residenz.
  • Dritter Kreuzzug (1189–1192): Leopold V. vor Akkon – historischer Zank mit Richard Löwenherz.
  • Kreuzzüge IV & V (1202–1204/1217–1221): Konstantinopel geplündert; Leopold VI. zieht nach Ägypten; 1291 fällt Akkon – den Grenzkrieg im Mittelmeer übernehmen die Ritterorden.

Das Privilegium Minus (17. September 1156) – was steht dahinter?

  • Die Ostmark wird zum Herzogtum Österreich erhoben.
  • Die Erbfolge wird auf die weibliche Linie erweitert – politischer Stabilitäts-Booster.
  • Die Residenz verlegt sich von Klosterneuburg nach Wien → Die Babenberger-Residenz.
  • Langfristiger Effekt: Das kleine Ostarrîchi wird eigenständiger Akteur – und Wien gewinnt an Strahlkraft.

Mini-Zeitleiste

Jahr(e) Weltweit zeitgleich in Wien / Österreich
1096–1099 Erster Kreuzzug Durchzüge durch Wien; Itas Teilnahme
1147–1149 Zweiter Kreuzzug Heinrich II. Jasomirgott & Otto von Freising ziehen mit
1156 Privilegium Minus – Österreich wird Herzogtum; Residenz nach Wien
1189–1192 Dritter Kreuzzug Leopold V.; Streit mit Richard Löwenherz bei Akkon
1197–1198 Heinrich VI.-Zug (unnummeriert) Tod Friedrich I. – Beisetzung 1198 in Heiligenkreuz
1202–1204 Vierter Kreuzzug Plünderung Konstantinopels erschüttert die Christenheit
1217–1221 Fünfter Kreuzzug Leopold VI. beteiligt; später Ende der Kreuzfahrerstaaten (1291)

Mythentrennung

Behauptung Was stimmt?
„Privilegium Maius = 1156?“ Nein – das Privilegium Minus ist von 1156 (Herzogtum, Erbfolge). Das Privilegium Maius ist ein spätes, viel später entlarvtes Fälschungsbündel Rudolfs IV. (14. Jh.).
„Ab 1156 war Wien sofort die große Hauptstadt.“ Es beginnt der Aufstieg, aber die Hauptstadtrolle wächst schrittweise – über Die Babenberger-Residenz und spätere Ausbauten.


Quellen

  1. Heinrich Moritz Penn: Die Geschichte der Stadt Wien und ihrer Vorstädte: Von ihrem Ursprunge bis auf die gegenwärtige Zeit nach den besten Quellen bearbeitet. Verlag Karafiat, Wien, 1880. S. 29