Wien 1177
Kurzüberblick
| Wann? | Wer? | Worum geht’s? |
|---|---|---|
| 1177 | Heinrich II. Jasomirgott → Leopold V. | Herrscherwechsel in Wien; Babenberger-Residenz setzt Kurs fort |
Was passiert in Wien?
- Herrscherwechsel: Der Babenberger-Herzog Heinrich II. Jasomirgott stirbt; Leopold V. folgt als Herzog von Österreich.
- Residenz & Hof: Die Babenberger-Residenz bleibt in Wien – Verwaltung, Hofhaltung und Kirche strukturieren die Stadt.
- Bauen & Beten: Schottenkloster und Stephanskirche (romanische Ausbauphasen) prägen das Bild; rundherum wachsen Märkte und Handwerk.
- Stadtraum: Zwischen Graben (alter Lagergraben), Hoher Markt und Schottenkirche verdichtet sich das mittelalterliche Wien (Wege, Höfe, Zünfte).
Wien im Kontext
- 1176–1177 Europa – Nach dem Lombarden-Sieg bei Legnano (1176) schlichten 1177 Papst und Kaiser ihren Konflikt (Friede von Venedig). Das stabilisiert auch die Donaurouten, von denen Wien profitiert.
- Babenberger-Politik – Österreich ist seit 1156 (Privilegium Minus) ein Herzogtum; Wien ist dadurch stärkerer Knoten im Reichsgefüge.
- Handel & Münze – Märkte und Münzwesen gewinnen Profil; Zölle und Mauten steuern den Warenfluss → siehe Maut und Zoll in Wien.
Orte & Spuren (Stadtspaziergang 1177)
- Schottenviertel – Hofnähe, Kloster, Handwerk → Babenberger-Residenz, Schottenkirche
- Stephanskirche – romanisches Stadt- und Glaubenszentrum → Romanik in Wien, Stephansdom
- Hoher Markt – Platz der Märkte und Wege → Stadtentwicklung im Mittelalter
- Graben/Am Hof – alte Linien über römischem Raster → Vindobona entsteht
Beschreibung des Plans
Es gilt als gesichert, dass Wien nach Abzug der Römer weiterhin besiedelt war. Nach Zerstörung des Lagers Vindobona im Jahr 400 boten die massiven Mauern immer noch Schutz. Der Plan des "Wien 1177" [1], dem Jahr als Heinrich II. Jasomirgott starb, zeigt heute noch bekannte Gebäude und Plätze:
Häuser innerhalb des ehemaligen Legionslagers
- I - der Passauer Hof mit der Kirche "Maria Am Gestade"
- II - Ruprechtskirche
- III - Berghof
- IV - Freisingerhof (Trattnerhof)
- V - Peterskirche
- VI - Pfalz Am Hof, Die Babenberger-Residenz
- VII - St. Pankratz (Pankratzkapelle, heute: Am Hof)
Noch außerhalb der Stadt
- VIII - Händlersiedlung im Osten
- IX - Stephansdom
- X - Schottenkirche
- XI - herzogliches Jagdhaus (heute: Wallnerstraße 4)
- XII - St. Jakobskapelle (heute:An der Hülben)
Die älteste nichtrömische Siedlung in Wien lag nördlich zwischen Hohem Markt (III) und Ruprechtskirche (II). Etwa dort, wo heute die Ankeruhr steht, befand sich früher der "Berghof", der Sitz des Häuptlings der Siedlung. Zwischen dem Berghof und St. Ruprecht lag der wahrscheinlich älteste Markt von Wien, der "Kienmarkt".
Eine zweite Siedlung entstand rund um den Petersplatz (V). Mit der Zeit wuchsen die beiden Dörfer zusammen, bis im 11. Jahrhundert der nördliche Teil des Römerlagers komplett verbaut war. Wien galt da schon als Handelsplatz, wirkliche Bedeutung erlangte es aber erst, als die Babenberger 1155 Wien zu ihrem Amtssitz erwählten. Platz innerhalb der römischen Mauern war da nur noch in der westlichen Ecke, am heutigen Platz "Am Hof" (VI), diesen nutzte Heinrich II. Jasomirgott (damals noch Herzog von Bayern) zur Errichtung seines Palastes, Häusern für seine Dienerschaft und zwei Kapellen. Der freiliegende Platz bis zur Stadtmauer wurde als Turnierplatz benötigt.
Dass Wien mit den römischen Mauern nicht das Auslangen fand, war offensichtlich damals schon klar, denn Heinrich siedelte und förderte außerhalb der Befestigung bereits weitere Bewohner: Die iroschottischen Mönche, die er geholt hatte, erhielten das Gebiet bei der heutigen Freyung, um die Schottenkirche mit Kloster zu erbauen, und auch im Bereich des 1147 geweihten Stephansdoms, dessen Grundstein 1137 gelegt wurde, siedelten sich nun Händler an (VIII und IX).
Gegen Ende des 12. Jahrhunderts war Wien also schon wesentlich größer, als der Plan zeigt. Heinrichs Nachfolger mussten den Ausbau der Stadt nun zielgerichtet vornehmen. Das größte Vorhaben gelang Leopold V., er errichtete einen fünf Kilometer langen Mauerring um Wien, das gelang ihm mit dem Lösegeld, dass er durch die Gefangenschaft von Richard Löwenherz erhalten hatte. Die Stadtummauerung, die 1198 fertiggestellt wurde, war von so guter Qualität, dass sie bis zu ihrer Demolierung im Wesentlichen erhalten blieb.
Mini-Zeitleiste: Wien und die 1170er
| Jahr | Weltweit | zeitgleich in Wien / Österreich |
|---|---|---|
| 1176 | Lombarden besiegen Barbarossa bei Legnano | Ruhigere Handelslage auf den Alpen-/Donauachsen |
| 1177 | Friede von Venedig (Kaiser–Papst) | Tod Heinrich II. Jasomirgott → Leopold V. übernimmt |
| 1180er | Konsolidierung im Reich | Ausbau von Kirchen/Plätzen setzt sich fort (romanische Phase) |
Mythentrennung
| Behauptung | Was stimmt? |
|---|---|
| „1177 bekam Wien sein Stadtrecht.“ | Die großen Stadtrechts-Urkunden fallen später (z. B. 1221); 1177 markiert vor allem den Herrscherwechsel. |
| „Leopold V. und Richard Löwenherz – das war 1177.“ | Die berühmte Löwenherz-Episode ist 1192. 1177 bereitet nur die Babenberger-Ära unter Leopold V. vor. |
- Wien 1177
Heinrich II. Jasomirgott – prägt Wien bis 1177, dann folgt Leopold V.
Schottenkirche – Kloster und Stadtmotor im Babenberger-Wien.
Stephansdom (romanisches Riesentor) – Symbol der Bauphase um 1177/Spät-12. Jh.
Babenbergerstammbaum – dynastische Selbsterzählung mit Wien im Bild.
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