Georg-Coch-Platz 2

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Das Gebäude

Ein Bild.

Aliasadressen
=Biberstraße 13
=Georg-Coch-Platz 3
=Dominikanerbastei 14-18
=Rosenbursenstraße 1-3
Konskriptionsnummer
vor 1862: keine - Stadtummauerung
vor 1821: keine - Stadtummauerung
vor 1795: keine - Stadtummauerung
Baujahr
1904
Architekten (Bau)
Otto Wagner
Inhaltslizenz: CC-BY-SA 4.0

Das Haus, Postsparkasse - Architektur und Geschichte

Das Postsparkassengebäude von Otto Wagner wurde 1904 erbaut und ist eines der sehenswertesten Jugendstilhäuser in Wien. [1] Die Postsparkasse wurde zwischen 1904 und 1906 als k.k. Postsparcassen-Amt errichtet und am 17. Dezember 1906 eröffnet.[2][3] Dem Neubau ging 1903 ein Architekturwettbewerb voraus, aus dem Otto Wagner als einer der Preisträger hervorging.[4] Das Gebäude liegt in der Ringstraßenzone und wurde als neues Zentrum des Stubenviertels geplant, nachdem man die hier zuvor stehende Franz-Joseph-Kaserne des k.u.k. Heeres abgetragen hatte.[5]

Der Bau ist achtgeschossig, umfasst rund 38.000 bis 40.000 Quadratmeter Nutzfläche und zählt mit seiner klaren, funktionalen Gestaltung und den neuen Materialien Stahlbeton, Glas und Aluminium zu den bedeutendsten Bauten der frühen Moderne.[6][7] 1910–1912 wurde die Anlage erweitert, unter anderem um einen eigenen Kassenraum für den Effektenverkehr.[8][9]

Die Geschichte der Postsparkasse

Die Postsparkasse, die erste Filiale eröffnete im Dominikanerkloster, Wollzeile 37, wurde am 12.1.1883 von Georg Coch als k.k Postsparkassenamt gegründet und verfolgte den Zweck, armen Leuten („Sparcasse für den kleinen Mann“) das Sparen nahezubringen. Alle Postämter im Kaiserreich sollten als ein- und auszahlende Stellen dienen, damit war die Zugänglichkeit für Alle geschaffen. Die Postämter profitierten rasch davon, da die Bevölkerung den vertrauten Bereich des Schalters tatsächlich für ihre Bankgeschäfte nutzte – innerhalb von 7 Wochen waren 200.000 Konten eingerichtet. Ausschlaggebend war einerseits die Förderung der christlich-sozialen Partei, andererseits aber auch der in Wien übliche Antisemitismus, immerhin war das Groß-Bankenwesen in jüdischer Hand.

Die baulichen und hygienischen Verhältnisse in der Wollzeile waren jedoch unter jeder Kritik: Mäuse fraßen den Angestellten ihre Jausenbrote weg, die Luft war schlecht, weil sich die Fenster kaum öffnen ließen und der Schmutz störte am meisten. Als schließlich eine Mitarbeiterin starb, revoltierte die Belegschaft – der neue Bau sollte ja in Kürze fertig werden. [10]

Bautechnik und Konstruktion

Die Postsparkasse gilt auch als Musterbeispiel moderner Bauweise. Das Gebäude ist ein Ziegelbau mit damals ganz neuen Stahlbetondecken, die eine flexible Grundrissgestaltung und große Spannweiten ermöglichten.[11][12] Der Grundriss ist trapezförmig angelegt und von mehreren Lichthöfen durchzogen; im Zentrum liegt die große Kassenhalle, um die sich Büros und Funktionsräume ringförmig gruppieren.[13][14]

Die Halle selbst wird von einer stählernen Tragkonstruktion mit einem glasgedeckten Tonnengewölbe überspannt; das Dach besteht aus elliptisch gekurvten Glasfeldern, die auf genieteten Stahlstützen ruhen und den Raum mit einem charakteristischen „silbrigen“ Licht füllen.[15][16] Der Fußboden ist als Glasziegeldecke ausgebildet, durch die Tageslicht in die darunterliegenden Sortierräume fällt – eine damals höchst innovative Kombination von Tragstruktur, Lichtführung und Haustechnik.[17][18]

Die Ausstattung

Das k.k. Postsparkassenamt wurde 1904 von Otto Wagner erbaut, der auch die Innenarchitektur und die Möblierung selbst gestaltete.

Die Fassade ist aus Granit- und Marmorplatten gestaltet, die scheinbar mit Nieten befestigt wurden, es sollte damit die Assoziation mit einem Geldspeicher hervorgerufen werden. Die Nieten haben keine tragende Funktion, die Fassaden-platten werden durch den 10 cm dicken Putz gehalten. Genaugenommen wollte Otto Wagner damit Antwort auf eine der großen Baulügen seiner Zeit geben: Das Vortäuschen von massiven Natursteinen bei fast immer gegossenen Fassaden von Gründerzeitbauten. [19]

Neu war damals die Verwendung von Aluminium. Es wurde für die 3,4 Meter hohen Figuren am Dach, die Konstruktion des Glasdaches, die Türbeschläge, die Lampenhalterungen und Warmluftspender in der Kassenhalle eingesetzt. Aluminium hatte zur Zeit der Errichtung nicht nur den praktischen Effekt, dass es wetterbeständig ist und einfach formbar, es galt auch als edles Metall – damals vom Preis her durchaus mit Silber vergleichbar.

Die Schalterhalle hat einen Fußboden, der aus Glaskacheln besteht, Für die darunter liegenden Postsortierräume hat diese Konstruktion den großen Vorteil, dass Licht in die Räume fällt. Beachtenswert sind auch die vier Auslassungen im Glasdach, sie hat Otto Wagner eingeplant, um vier Adventkränze an Seilzügen verankern zu können. Die Halle kann während der Öffnungszeiten der heute privaten Bank besichtigt werden.

Im Vestibül steht eine Büste von Kaiser Franz Joseph I., die von Richard Luksch geschaffen wurde. Bei der Eröffnung der PSK war dieser Kaiser nämlich anwesend und eröffnete ein Sparbuch. Er befüllte auch das Antragsformular – und schrieb in die vorgesehenen Felder als Wohnort „Schönbrunn“ und als Beruf „Kaiser“.

Otto Wagner entwarf nicht nur Architektur und Raumfolgen, sondern auch Mobiliar und Haustechnik als Teil eines Gesamtkunstwerks. Für die Büros und die Kassenhalle entwickelte er eigene Stuhlmodelle, die von den Gebrüdern Thonet und von J. & J. Kohn in Bugholztechnik produziert wurden; ein „Stuhl für die Österreichische Postsparkasse“ aus gebogener Buche mit gelochter Sitzfläche ist heute in der Sammlung des Leopold Museums dokumentiert.[20][21]

Die berühmten säulenartigen Warmluftspender und Lüftungsbollards in der Kassenhalle verbinden Technik und Gestaltung: Sie verteilen vorgewärmte Luft im Raum und sind zugleich als eigenständige Designobjekte konzipiert, deren Aluminiumoberflächen mit dem matt schimmernden Glas und dem hellen Stein der Halle korrespondieren.[22][23]

Mehr zu den Möbeld ist auf der Seite Möbel der Postsparkasse zu finden.

Die Postsparkasse heute

Das Gebäude war eines der Bauwerke, das durch Bomben verschont geblieben ist, es wurde 1970 bis 1985 aufwendig renoviert. Auch 2004, vor der 100-Jahr-Feier des Gebäudes, wurde das Haus nochmals saniert, bei dieser Gelegenheit wurde die Klimaanlage in den Großraumbüros (für eine Gesamtfläche von 10.000 m2) erneuert. Im Zuge dessen wurde die Strömungsrichtung der Lüftung wieder hergestellt, die während der Renovierung in den 70er Jahren umgedreht worden war; sie entspricht heute also wieder der von Otto Wagner gedachten Richtung, Da dabei die Bausubstanz nicht beschädigt werden durfte (das Haus steht unter Denkmalschutz), wurde extra dafür eine Entfeuchtungskühldecke entwickelt. Auch wurden die historischen Heizkörper nachgegossen, um das originale Erscheinungsbild zu erhalten.

Der historische Kassensaal ist nun wieder öffentlich zugänglich, Im Jahr 2022 ist die Universität für Angewandte Kunst in die Postsparkasse eingezogen und gestaltete den Kassensaal zu einem Ausstellungsraum und einem Café um.

Heute wird das Gebäude als „Haus für Kunst und Wissenschaft“ genutzt. Die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) erwarb Ende 2019 das Baurecht und adaptierte das Haus behutsam für eine neue Nutzung.[24] Mehrere Institutionen aus Forschung, Wissenschaft und Kunst haben hier ihren Standort: Die Österreichische Akademie der Wissenschaften ist mit rund 16.000 m² der größte Mieter, die Universität für angewandte Kunst Wien nutzt etwa 8.800 m², unter anderem für das „Angewandte Interdisciplinary Lab“ in der großen Kassenhalle, wo sich heute das Café Exchange und ein Ausstellungsraum befinden.[25][26]

Dazu kommen die Johannes Kepler Universität Linz mit einer Wiener „Homebase“, der Wissenschaftsfonds FWF, das Grazer Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung und seit 2025 auch die Österreichische UNESCO-Kommission, die in einem Teil der ehemaligen Direktionsräume Büros und Veranstaltungsräume eingerichtet hat.[27][28][29] Die große Kassenhalle ist weiterhin werktags öffentlich zugänglich und wird – neben der Bank- und Bürofunktion der Vergangenheit – zunehmend als Ausstellungs- und Veranstaltungsraum wahrgenommen.[30]

Ein erwähnenswertes Fakt bleibt noch: Das Gebäude war auf der Rückseite des 500 Schilling-Scheins abgebildet.

Kunst im öffentlichen Raum

Steckbrief
Datierung 1997[31]
Künstler Tony Cragg[32]
Material Bronze[33]
Serie Enveloppes (Umhüllungen)[34]
Auftraggeber BAWAG-PSK[35]
Eigentum BAWAG-PSK[36]
Standort Vor der Firmenzentrale der BAWAG-PSK in Wien[37]

Die Skulptur vor dem Gebäude wurde 1997 von Tony Cragg gestaltet und für die Bank im Rahmen der Ausstellung "Skulpturen und Zeichnungen" geschaffen.[38].

Einige Jahre lang stand das Werk in der Tuchlauben und war dort Teil des Kunstprogramms der BAWAG im Hochholzerhof (Tuchlauben 5). 2011 übersiedelte die Skulptur an den heutigen Standort vor der Firmenzentrale, nachdem der Hochholzerhof von der BAWAG an die Signa Holding verkauft worden war.[39][40]

Die Skulptur ist Teil einer Serie von Arbeiten Tony Craggs mit dem Titel "Enveloppes" (Umhüllungen). Die liegende, rundlich modellierte Figur wirkt wie eine in sich geschlossene Form, deren Oberfläche an gefaltete oder verschobene Hüllen erinnert. Cragg entwickelte Ferryman speziell für die BAWAG und fügte damit dem Bestand zeitgenössischer Skulpturen im öffentlichen Raum Wiens ein prominentes Werk hinzu.[41][42]

Gedenktafel

Gedenktafel Gfa

Gedenktafel an der Fassade

Unseren im Weltkriege für die Heimat gefallenen Kollegen:
Arnreiter Augustin - Auer Konrad - Bastyr Franz -
Becker Anton - Beer Ernst - Böschl Sebastian -
Brym Josef - Buttlar-Elberberg Viktor - Caba Anton -
Cesak Wenzel - Chladek Josef - Chytil Alois -
Deutsch Josef - Domes Franz - Domes Moritz -
Donschacher Anton - Dressel Emil - Dungl Franz -
Dzialowski Johann - Edelbauer Alois - Engelhardt Otto -
Ernst Hermann - Ertl Josef - Glatz Ludwig - Görlich Erwin -
Gorth Karl - Gruber Johann - Haberl Richard - Hadrigan Josef -
Hanauska Franz - Heger Edwin - Hirsch Julius - Hoppe Karl -
Horn Alfred - Hrbek Michael - Husar Ernst - Husek Josef -
Janca Vinzenz - Jorda Johann - Kolar Maximilian -
Kollert Josef - Kossek Johann - Kouril Josef - Kreutz Hans -
Kroboth Josef - Langer Josef - Lauseker Johann -
Leuthner Franz - Lippburger Artur - Marik Heinrich -
Martin Karl - Michalke Franz - Mimra Johann -
Mojer Rudolf - Moser Rudolf - Mückstein Franz -
Müller Emil - Müller Robert - Parsch Viktor - Pointner Karl -
Preisinger Ernst - Püringer Karl - Ringswirth Heinrich -
Röschel Franz - Rössler Karl - Rotter Friedrich - Sackl Josef -
Sinka Josef - Speil Hermann - Svoboda Jaroslav -
Schlager Josef - Schleicher Josef - Scholz Johann -
Schubert Richard - Schumann Viktor - Schwab Hubert -
Strejc Anton - Teschner Rudolf - Trenz Leopold -
Ulerich Karl - Vrtal Josef - Vymetal Josef -
Weigersdorfer Josef - Weynar Friedrich -
Widhalm Max - Wiese Heinrich - Wild Josef -
Winzur Heinrich - Wittmann Hubert - Wurzer Ludwig - Zacke Gottlieb.

Quellen

  1. http://www.architektenlexikon.at/de/670.htm
  2. https://de.wikipedia.org/wiki/Wiener_Postsparkasse
  3. https://austria-forum.org/af/AustriaWiki/Wiener_Postsparkasse
  4. https://de.wikipedia.org/wiki/Wiener_Postsparkasse
  5. https://austria-forum.org/af/AustriaWiki/Wiener_Postsparkasse
  6. https://www.woka.com/de/lexikon/otto-wagner-postal-saving-bank-vienna-psk/
  7. https://www.wga.hu/html/w/wagner_o/7sparkasse1.html
  8. https://de.wikipedia.org/wiki/Wiener_Postsparkasse
  9. https://austria-forum.org/af/AustriaWiki/Wiener_Postsparkasse
  10. https://www.ottowagner.com/oesterreichische-postsparkasse
  11. https://wienkultur.info/postsparkasse/
  12. https://www.woka.com/de/lexikon/otto-wagner-postal-saving-bank-vienna-psk/
  13. https://www.wga.hu/html/w/wagner_o/7sparkasse1.html
  14. https://www.iva-icra.org/en/vortrag/280510-2/
  15. https://www.wga.hu/html/w/wagner_o/7sparkasse4.html
  16. https://www.wga.hu/html/w/wagner_o/7sparkasse6.html
  17. https://www.wga.hu/html/w/wagner_o/7sparkasse5.html
  18. https://wienkultur.info/postsparkasse/
  19. Harald Havas, Wiener Sammelsurium, Metroverlag, S. 163
  20. https://onlinecollection.leopoldmuseum.org/objekt/4736-stuhl-fur-die-osterreichische-postsparkasse/
  21. https://www.patrick-kovacs.at/archiv/objekte/sitzmoebel/stuhl-psk-otto-wagner.html
  22. https://www.wga.hu/html/w/wagner_o/7sparkasse4.html
  23. https://zement.at/downloads/downloads_2024/Zement_und_Beton_Magazin_4_2024_ARCHITEKTURIKONEN.pdf
  24. https://www.big.at/presse-news/highlights/big-entwickelt-baujuwel-zur-neuen-heimat-fuer-wissenschaft-und-kunst
  25. https://www.big.at/projekte/otto-wagner-postsparkasse
  26. https://www.big.at/postsparkasse
  27. https://www.jku.at/news-events/presse/detail/news/neues-haus-fuer-kunst-und-wissenschaft-in-der-alten-postsparkasse-jku-bezieht-neue-wiener-homebase
  28. https://www.big.at/presse-news/highlights/viel-tut-sich-in-der-otto-wagner-postsparkasse
  29. https://www.big.at/presse-news/highlights/oesterreichische-unesco-kommission-zieht-in-otto-wagner-postsparkasse
  30. https://www.big.at/postsparkasse
  31. http://www.artmagazine.cc/printContent53849.html
  32. http://derstandard.at/1297819452840/Tony-Craggs--Ferryman-ist-uebersiedelt
  33. http://derstandard.at/1297819452840/Tony-Craggs--Ferryman-ist-uebersiedelt
  34. http://www.artmagazine.cc/printContent53849.html
  35. http://www.artmagazine.cc/printContent53849.html
  36. http://derstandard.at/1297819452840/Tony-Craggs--Ferryman-ist-uebersiedelt
  37. http://derstandard.at/1297819452840/Tony-Craggs--Ferryman-ist-uebersiedelt
  38. http://www.artmagazine.cc/printContent53849.html
  39. http://derstandard.at/1297819452840/Tony-Craggs--Ferryman-ist-uebersiedelt
  40. http://www.artmagazine.cc/printContent53849.html
  41. http://www.artmagazine.cc/printContent53849.html
  42. http://derstandard.at/1297819452840/Tony-Craggs--Ferryman-ist-uebersiedelt