Sobotka-Feier, Sprung über das Feuer

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Rituale und Brauchtum
Sobotka-Feier, Sprung über das Feuer


Galizien (Österreich-Ungarn) Pfingsten · Johannistag (24. Juni) Feuerbrauch · Sprung über das Feuer

Relevante Bezüge: slawische Johannis- und Pfingstbräuche im Karpatenraum; Darstellung im Kronprinzenwerk, Band Galizien.

Sobotka-Feier – Sprung über das Feuer

Feuerbrauch zu Pfingsten bzw. am Johannistag (24. Juni)

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Sobotka-Feier, Sprung über das Feuer. Öl auf Holz, Vorzeichnung zum Kronprinzenwerk, Band Galizien (um 1898).

Die Darstellung zeigt junge Leute, die im Schein eines nächtlichen Feuers eine Reihe von Flammen überspringen. Um sie herum stehen Zuschauerinnen und Zuschauer; die Szene ist in Grau- und Schwarztönen gehalten und konzentriert sich ganz auf das Lodern des Feuers und die Bewegung des Sprungs. Das Bild stammt von Zygmunt Ajdukiewicz und ist als Ölstudie auf Holz für das große Werk Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild entstanden, den sogenannten Kronprinzenwerk, Band Galizien, erschienen 1898.[1]

Die Szene wird als Sobotka-Feier bezeichnet. Gemeint ist ein slawischer Feuerbrauch, der im Jahreslauf entweder zu Pfingsten oder in der Johannisnacht am 24. Juni, dem Tag des heiligen Johannes des Täufers, begangen wird. Mittelpunkt ist ein großes Feuer, um das man sich versammelt. Jugendliche und Paare springen über die Flammen, um Gesundheit, Glück und Schutz vor Unheil zu erbitten. In der galizischen Darstellung wird dieses Motiv als Teil des ländlichen Festlebens im Habsburgerreich gezeigt.

Historischer Hintergrund

Der Name Sobotka bezeichnet in Teilen des slawischen Raums ein Johannisfeuer. In Polen ist die Nacht zum Fest des heiligen Johannes des Täufers als noc świętojańska bekannt, eine Kurzform lautet Sobotka. Ähnliche Bräuche sind aus der Slowakei, aus Schlesien und aus Regionen des Karpatenbogens überliefert.[2]

Schon im 19. Jahrhundert beschrieben Volkskundler diese Feuer als Johannisfeuer mit vorchristlichen Wurzeln. Jacob Grimm etwa erwähnt, dass in Polen und Böhmen das Johannisfeuer Sobotka genannt werde und dass man Vieh und Menschen über das Feuer führe, um sie gegen Hexerei zu schützen.[3] Die Datierung am 24. Juni verbindet sich mit dem christlichen Hochfest Johannes des Täufers, fällt aber zugleich in die Zeit der Sommersonnenwende, an der in vielen europäischen Regionen Feuerbräuche gepflegt werden.[4]

Das Kronprinzenwerk, für das Ajdukiewicz seine Studie malte, sollte die Vielfalt der Kronländer der Donaumonarchie in Wort und Bild zeigen. Im Band Galizien wurden neben Landschaften und Städten auch Szenen aus dem Volksleben aufgenommen, darunter ländliche Feste, Trachten und Bräuche. Die Sobotka-Feier steht damit für die Integration regionaler slawischer Feuerbräuche in das offizielle Bild der Monarchie gegen Ende des 19. Jahrhunderts.[5]

Brauch und Deutung

Feuerbräuche im Umfeld von Pfingsten und Johannistag verbinden Elemente des christlichen Kirchenjahres mit älteren Vorstellungen von Reinigung und Schutz. Das Überspringen einer Feuerstelle oder eines niedergebrannten Holzstoßes gilt in vielen Regionen Europas als Handlung, die Gesundheit sichern, Krankheiten fernhalten und Fruchtbarkeit fördern soll. In slawischen Gebieten kamen dazu oft weitere Motive wie das Flechten von Kränzen, das Räuchern mit Kräutern oder das Hineinwerfen von Kränzen in Flüsse oder Quellen.

In der Sobotka-Darstellung aus Galizien liegt der Akzent deutlich auf der Gemeinschaft um das Feuer: Der Kreis der Zuschauenden, der zentral gesetzte Sprung und die nächtliche Atmosphäre verweisen auf ein Fest, das Körperlichkeit und Mut ebenso betont wie die symbolische Kraft des Feuers. Die enge Bindung an Pfingsten oder den Johannistag zeigt zugleich, wie solche Bräuche im 19. Jahrhundert kirchlich überformt wurden, ohne ihre volkstümliche Prägung zu verlieren.

Heute werden Johannis- und Mittsommerfeuer in vielen Regionen Europas weiterhin entzündet; die Form der Sobotka-Feiern mit Feuersprung lebt vor allem in slawischen Ländern und im Karpatenraum fort und erscheint in Reiseberichten, Bildbänden und volkskundlichen Darstellungen als Ausdruck regionaler Identität und gemeinschaftlicher Festkultur.[6]

Vertiefende Informationen: Rituale und Brauchtum · Feuerbräuche zu Johannistag und Mittsommer · slawische Jahresfeuer im Karpatenraum · Kronprinzenwerk, Band Galizien.

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Quellen

  1. Wikimedia Commons, Datei 01898 Sobotka-Feier, Sprung über das Feuer.jpg mit Bildbeschreibung; Europeana, Eintrag Sobotka-Feier, Sprung über das Feuer (Vorzeichnung zum Kronprinzenwerk, Band Galizien, 1898, S. 357).
  2. Artikel Mittsommerfest in der deutschsprachigen Wikipedia, Abschnitt Polen, Slowakei, Schlesien: Sobotka. Dort wird Sobotka als Kurzbezeichnung der Johannisnacht im polnischen und schlesischen Raum erläutert.
  3. Jacob Grimm, Deutsche Mythologie, Kapitel zu Sommersonnenwende und Jahresfeuern, Abschnitt zum Johannisfeuer sobotka in Polen und Böhmen.
  4. Jacob Grimm, Deutsche Mythologie, Kap. zu Sommersonnenwende und Jahresfeuern, Abschnitt zum Johannisfeuer „sobotka“ in Polen und Böhmen (online bei Projekt Gutenberg: https://www.projekt-gutenberg.org/grimm/demyth/chap020.html).
  5. Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild, Band Galizien, Wien 1898, Tafel mit der Sobotka-Feier.
  6. Übersichtsartikel zum Mittsommerbrauchtum in Mitteleuropa und Osteuropa, u. a. Mittsommerfest (Wikipedia) sowie Literatur zur europäischen Jahresfeuertradition.