Jüdisches Wien – 19. Jahrhundert

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Jüdisches Wien – 19. Jahrhundert
Emanzipation, Migration, Modernisierung
 ✡ Überblick

Aufschwung

Eine Verbesserung der Situation kehrte erst unter der Herrschaft von Joseph II. ein. Er verfasste das Toleranzpatent für die Juden Wiens und Niederösterreichs, in dem er die Leibmaut-Zahlungen aufhob und Bildungsmöglichkeiten anbot. Das Verbot der Gründung einer eigenen Gemeinde blieb allerdings aufrecht. 1792 wurde ein eigenes "Judenamt" installiert, es solle sich mit der Aufsicht über die Juden befassen. Kurz danach wurde dieses Amt der Polizei-Oberdirektion unterstellt.

Durch die (Napoleonischen) Kriege Ende des 18. Jahrhunderts waren wieder einige jüdische Familien zu Reichtum gekommen - der Geldverleih hatte ihnen dazu verholfen. Die Forderung nach einer eigenen repräsentativen Synagoge und Emanzipation wurde daher lauter. 1812 gestattet Franz I. die Eröffnung eines Bethauses. Auch eine Schule darf in der „Dempfingergasse“ (heute Seitenstettengasse) eröffnet werden. Erstmals werden Juden in den Adelsstand erhoben, ihre Salons sind Zentrum des kulturellen Lebens. Beispiele sind Fanny von Arnstein und Cäcilie von Eskeles. 1825 wurde schließlich den Forderungen nachgegeben und der Stadttempel in der Seitenstettengasse, ein Werk von Joseph Kornhäusel, errichtet.

Trotz der scheinbaren Beruhigung um die fremde Religion war bis 1830 ein furchtbarer Brauch in Wien üblich: Die "Judenverbrennung vor dem Stephansdom". Am Karfreitag wurde um 5 Uhr morgens eine Strohpuppe auf den Stephansplatz gebracht, die dann öffentlich verbrannt wurde.

Es bestanden noch einige Beschränkungen, trotzdem verstärkte sich die Zuwanderung aus Ungarn und Böhmen massiv. 1848 engagieren sich zahlreiche jüdische Bürger als Aktivisten in der Revolution. Erst 1852 wurde das Judentum in Wien offiziell als Religionsgemeinschaft anerkannt. Das Volk stieg gesellschaftlich auf, es brachte nicht nur führende Bankiers-Familien hervor, sondern auch Künstler, Ärzte und vor allem Textilhändler. Juden wurden zu Förderern der Kunst und sozialer Einrichtungen. 1867 wurde das Staatsgrundgesetz geändert. Nun waren Juden mit allen anderen Österreichern gleichgesetzt, gleichzeitig verstärkte sich in Wien jedoch der Antisemitismus. Anfangs waren die Stimmen mit religiösen oder wirtschaftlichen Begründungen lauter (Bürgermeister Karl Lueger schürt mit antisemitischen Aussagen vor allem die Feindlichkeit unterer Bevölkerungsschichten gegen jüdische Mitbürger), rasch wandelte sich die Stimmung jedoch zu Rassismus.

Emanzipation und Rechtsstellung

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Demografie, Zuwanderung, Gemeinden

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Kultur, Wissenschaft, Wirtschaft

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