Sommerspritzer in Wien
Sommerspritzer in Wien sind Sprühnebelduschen, die an Hydranten montiert werden und an Hitzetagen für eine schnelle Abkühlung im öffentlichen Raum sorgen. Die bis zu drei Meter hohen Edelstahlkonstruktionen zerstäuben Hochquellwasser zu einem feinen Nebel, der die Luft in unmittelbarer Nähe kühlt und für kurze Erfrischungsmomente in der Stadt sorgt. Sommerspritzer sind Teil der Cooling-Offensive der Stadt und eng mit Cooles Wien, Hitze in Wien und Klimawandelanpassung in Wien verknüpft.[1]
Was Sommerspritzer sind
Beim Sommerspritzer handelt es sich um eine Sprühnebel-Installation auf Wasserhydranten. Die Anlagen bestehen aus Edelstahl, sind rund drei Meter hoch und tragen im oberen Bereich einen Ring oder Aufsatz mit mehreren feinen Düsen. Das Hochquellwasser wird unter Druck zu Nebel zerstäubt, der sich wie ein kühler Schleier über den Platz legt. Für Passant:innen entsteht so eine kleine Oase, in der man durchgehen oder kurz stehenbleiben kann, um sich abzukühlen.[2]
Der Name Sommerspritzer wurde 2019 in einem Online-Voting gefunden. Zuvor war vor allem von Sprühnebelduschen oder Nebellanzen auf Hydranten die Rede. Medienberichte halten fest, dass sich der Begriff Sommerspritzer dabei gegen Alternativen wie Regenbogenmaschine durchgesetzt hat.[3]
Entwicklung und Ausbau
Die ersten Sprühnebelduschen wurden in Wien als Pilotprojekt auf einigen Hydranten an besonders heißen Orten getestet. 2019 war zunächst von 25 mobilen, drei Meter hohen Brunnen mit Sprühnebelaufsätzen die Rede, die an Hitzetagen im Dauerbetrieb liefen und vor allem stark frequentierte Plätze wie Praterstern oder Copa Beach bedienten.[4]
Im Zuge der Cooling-Offensive und der Einführung der App Cooles Wien wurde das System zügig ausgebaut. Bereits 2020 war in den Unterlagen zur App von 175 Nebelduschen und Sommerspritzern auf Hydranten die Rede, die an heißen Tagen in Betrieb genommen werden.[5] In aktuellen Übersichten der Stadt und von Partnerplattformen ist von 100 Sommerspritzern im Stadtgebiet die Rede, die gemeinsam mit Nebelduschen, Trinkbrunnen und anderen Cooling-Spots auf Karten verzeichnet sind.[6]
In der Typologie der Wiener Brunnen und Wasserspender werden Sommerspritzer heute als eigene Kategorie geführt. Die offizielle Brunnen-Seite der Stadt listet sie neben Trinkbrunnen, mobilen Trinkbrunnen und Monumental- oder Denkmalbrunnen.[7]
Technik und Funktionsweise
Sommerspritzer bestehen aus robusten Edelstahlkonstruktionen, die auf vorhandene Hydranten aufgesetzt werden. In einem ringförmigen oder vertikalen Aufsatz sind mehrere Düsen eingebaut, die das Wasser zu einem sehr feinen Nebel zerstäuben. Offizielle Angaben nennen 29 beziehungsweise 34 Düsen pro Anlage, je nach Generation der Aufsätze.[8]
Durch die feine Vernebelung wird das unmittelbare Mikroklima positiv beeinflusst. Der Nebel entzieht der Umgebung beim Verdunsten Wärme, sodass die Lufttemperatur in der Nähe etwas sinkt und die gefühlte Temperatur deutlich angenehmer wird. Gleichzeitig bleibt der Wasserverbrauch relativ gering, weil nur kleine Mengen Wasser in Form von Nebel abgegeben werden.[9]
Für hygienisch einwandfreie Bedingungen werden die Anlagen regelmäßig und automatisch gespült. Die Zuführleitungen zu den Düsen entleeren sich dabei, sodass kein Wasser längere Zeit in den Leitungen stehen bleibt. In der Praxis bedeutet dies, dass Sommerspritzer auch dann sauber bleiben, wenn sie in Intervallen oder bei Bedarf betrieben werden.[10]
Standorte, Saison und Nutzung
Sommerspritzer werden an Plätzen eingesetzt, an denen sich im Sommer besonders viele Menschen aufhalten und wo die Hitzebelastung hoch ist. Berichte nennen etwa Standorte am Praterstern, an der Donauinsel, am Copa Beach, vor der Votivkirche, im Resselpark oder an stark frequentierten Straßen und Plätzen in innerstädtischen Bezirken.[11]
Die Sommerspritzer sind saisonal aktiv. Typischerweise werden sie in den heißen Monaten in Betrieb genommen und an Hitzetagen aktiviert. Die Standorte sind im digitalen Stadtplan und in der Stadt Wien-App verzeichnet und können im Modul Cooles Wien gemeinsam mit Trinkbrunnen, Nebelduschen, Wasserspielplätzen und anderen Cooling-Angeboten angezeigt werden.[12]
Für Nutzer:innen ist die Funktionsweise einfach. Man bewegt sich in den Nebel hinein oder daran vorbei und lässt sich für kurze Zeit besprühen. Viele Passant:innen nutzen die Sommerspritzer spontan beim Vorbeigehen, Kinder laufen wiederholt durch den Nebel, und Radfahrer:innen oder Läufer:innen steuern die Anlagen gezielt an, um sich zu erfrischen.[13]
Wirksamkeit und Stadtökologie
Sommerspritzer tragen dazu bei, die Hitzebelastung subjektiv zu verringern und Aufenthalte im Freien angenehmer zu machen. Gleichzeitig zeigen Expert:innen darauf hin, dass Sprühnebelduschen die Lufttemperatur nur im unmittelbaren Umfeld und meist auf wenige Meter Abstand beeinflussen. Als dauerhafte Lösung gegen die städtische Wärmeinsel gelten daher vor allem naturbasierte Maßnahmen wie zusätzliche Bäume, Entsiegelung und Wasserelemente mit größerem Volumen.[14]
In den städtischen Strategien werden Sommerspritzer daher als Baustein einer breiteren Hitzeschutz- und Stadtökologie-Politik gesehen. Sie ergänzen Maßnahmen wie kühle Straßen, Trinkbrunnen in Wien, Coole Zonen in Wien und Begrünungsprojekte, die in Klimawandelanpassung in Wien und Stadtökologie in Wien beschrieben sind. Gemeinsam sollen sie Hitzeperioden erträglicher machen und die Lebensqualität in der dichten Stadt sichern.[15]
Sommerspritzer in Wien zeigen damit exemplarisch, wie technische und stadtökologische Maßnahmen zusammenwirken. Sie sind sichtbar, niederschwellig nutzbar und machen das Thema Wasser im Stadtraum erlebbar, stehen aber zugleich im Kontext einer langfristigen klimafitten Stadtentwicklung.
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Quellen
- ↑ Stadt Wien: Brunnen in Wien – Abschnitt Sommerspritzer, wien.gv.at/umwelt/trinkbrunnen.
- ↑ Stadt Wien: Brunnen in Wien – Sommerspritzer, Beschreibung der Anlagen mit Höhe, Material und Düsenanzahl, wien.gv.at/umwelt/trinkbrunnen.
- ↑ W24: Sommerspritzer oder Regenbogenmaschine? Bericht und Voting zur Namensfindung, 19. Juli 2019, w24.at; Die Presse: Sprühnebelduschen heißen jetzt „Sommerspritzer“, 24. Juli 2019, diepresse.com.
- ↑ Stadt Wien: Archivmeldung „Exklusiv entwickelt von Wiener Wasser: die Sprühnebeldusche auf Hydranten“, 19. Juli 2019, presse.wien.gv.at; meinbezirk.at: Sprühnebeldusche auf Hydranten zur Abkühlung, 19. Juli 2019.
- ↑ Ökobusiness Wien: Abkühlung an heißen Tagen mit der neuen App Cooles Wien, 4. August 2020.
- ↑ Stadt Wien: Cooles Wien in der Stadt Wien-App, Angaben zu 100 Sommerspritzern, wien.gv.at/umwelt/cooles-wien-app; 1000things: Entdeckt die kühlsten Orte Wiens, Beschreibung von Sommerspritzern auf Hydranten, 12. August 2020.
- ↑ Stadt Wien: Brunnen in Wien – Trinkbrunnen, mobile Trinkbrunnen, Sommerspritzer und Monumental- und Denkmalbrunnen, wien.gv.at/umwelt/trinkbrunnen.
- ↑ Stadt Wien: Brunnen in Wien – Sommerspritzer, Beschreibung der technischen Ausführung, wien.gv.at/umwelt/trinkbrunnen; Ökobusiness Wien: Abkühlung an heißen Tagen mit der neuen App Cooles Wien, Angaben zu Hydrantenaufsätzen mit 34 Düsen.
- ↑ Stadt Wien: Brunnen in Wien – Sommerspritzer, Hinweise zur positiven Auswirkung auf das Mikroklima und zum geringen Wasserverbrauch, wien.gv.at/umwelt/trinkbrunnen.
- ↑ Stadt Wien: Brunnen in Wien – Sommerspritzer, Angaben zur automatischen Spülung und Hygiene, wien.gv.at/umwelt/trinkbrunnen.
- ↑ Die Presse: Sprühnebelduschen heißen jetzt „Sommerspritzer“, 24. Juli 2019, diepresse.com; 1000things: Entdeckt die kühlsten Orte Wiens, 12. August 2020.
- ↑ Stadt Wien: Brunnen in Wien – Sommerspritzer im Stadtplan, wien.gv.at/umwelt/trinkbrunnen; Stadt Wien: Cooles Wien in der Stadt Wien-App, wien.gv.at/umwelt/cooles-wien-app.
- ↑ Artikel und Fotostrecken zu Sommerspritzern, etwa in EasyCityPass-Blogs und lokalen Medien, easycitypass.com und meinbezirk.at.
- ↑ GeoSphere Austria und Expert:inneninterviews zu Hitzemaßnahmen in Wien, etwa ORF Wien: Experte empfiehlt Bäume statt Nebelduschen, 29. Juni 2022, wien.orf.at.
- ↑ Smart City Wien: Cooling-Offensive und naturbasierte Maßnahmen gegen Hitzeinseln, smartcity.wien.gv.at; Stadt Wien: Informationsplattform zum Wiener Hitzeaktionsplan, wien.gv.at/spezial/hitzeaktionsplan.